Angenehm war dieser Flug sicher nicht, denn schon das Ziel war schlecht gewählt. Hamburg, was will ich denn bitte da? Hatte doch jetzt schon Fernweh und wollte zurück ins Paradies. Der Zusammenstoß mit der unfreundlichen, deutschen Mentalität und einer dicken, ausländischen, brünetten Matruschka, die als Stewardessin längst ausgedient hat und gerade einmal noch die Bordkarten entgegennehmen oder nachfeudeln darf, fällt einem nach vier Monaten umso schwerer. Das Flugpersonal war zwar weiblich, blond und schlank, schaute aber - wie man es aus der Heimat kannte - gelangweilt, demotiviert und maulfaul in die Runde. Der Hauptgewinn. Aber wenigstens hat sich in der Zentrale jemand hingesetzt und Wurstbrötchen gebuttert. Die gleichen wie auf dem Flug von Frankfurt.
Einen Riegel gab es auch. Wie geschmackvoll, nachdem ich außer Frühstück nur noch süßen Kuchen und Kaffee zu mir nahm. Genauso wie am 25. und 28. Dezember 2008.
Völlig überzuckert kam ich halb sechs dann in Hamburg an und es schien, als hätten die von der heilenden Yamswurzel schwafelnden Grünen das Nachtflugverbot für Hamburg International Airport durchgesetzt bekommen. Da muss ich ja gleich Lauren anrufen, dass sie nur am Tage kommen kann oder bitte gleich in Lübeck landet.
Einziges Flugzeug auf der Landebahn - und keins, das Anstalten zum Abheben machte - dagegen drei auf dem Abstellgleis. Aber man ist ja zu Hause und muss sich an die kleinen Dimensionen wohl gewöhnen.
Kleine Dimensionen ja, einst deutsche Tugenden wie Pünktlichkeit (und Verlässlichkeit) leider nein. Das musste ich am eigenen Leib feststellen, als ich mit meinem Trolley Richtung Ausgang sputete, unter den Wartenden aber kein vertrautes Gesicht entdecken konnte. Welch Enttäuschung.
Da Bewegung im Flugzeug rar und die Entfernungen auf dem Hamburger Flughafen minimal sind, fasste ich in den Entschluss, einmal bis zur anderen Seite zu rollern. Wehmütig, noch immer keine Familie gefunden zu haben, die mich bei sich aufnehmen würde. Aber vielleicht klappt es ja auf dem Rückweg. Oder auch nicht.
Wieder an der Ausgangsposition angelangt, lief meine Muddie an mir vorbei. So verändert dürfte ich mich nicht haben und der Kleinste bin ich ja dann auch nicht, dass man mich so einfach übersehen könne, in meiner schillernden, blauen Jacke.
War ich dann auch wirklich nicht. Am anderen Ende der Rolltreppe hat sie mich dann erkannt und zusammen mit Vati aufgelesen, während Oma alleine zu Hause blieb und ungeduldig auf unsere Rückkehr wartete.
Meine Müdigkeit, die mich im Lufthansaflug überkam und beinahe dafür verantwortlich gewesen wäre, dass ich mein kleines, niedliches Getränk verpasste, war zurück in Gneven wie weggeblasen.
Aber nach Auspacken, kurzer Erzählrunde - die Hälfte fehlte. Mein Bruder lief irgendwo bei Salzburg Ski - und großer Bescherung - alle neuseeländischen Goddies waren mit von der Partie: Christmas Pudding, Fuit Mince Tarts, Fudge, Cadbury Chocolate, Starbuckstrinkbecher für den Weihnachtsbaum, Kosmetik aus Rotorua, Paua Shells und Meeressalz aus den Malborough Sounds und eine Ladung Fotos ebenfalls - war dann doch Schluss und eine Phase des Durchschlafens folgte. Scheiße. Geht nicht, wir sind bei der anderen Oma zum Kaffee eingeladen. Geburtstag in Wittenberge und Silvester mit Hannes und Tina ganz normal, aber dann. Ausschlafen, ehe am 5. Januar der Zivi des Schreckens begann, wo mich das ständige Windeln wechseln von Ronja und Vivi so stark anstank - im wahrsten Sinne des Wortes - dass ich mich bereits in der zweiten Woche krank melden musste. Mit knapp 40 Grad Fieber.
Nun sitze ich schon stundenlang hiervor und grüble, was ich schreiben könnte. Worte, die meinem Unbehagen Ausdruck verleihen könnten. Aber mir fällt nichts mehr ein. Außer:
NEUSEELAND, ICH VERMISSE DICH!!! Ob ich jemals wieder zurückkommen werde?
Aber wer kann die Zukunft schon vorhersagen? Ich zumindest kann das nicht. Nur bei Los Angeles, da bin ich mir relativ sicher. Wahlheimat Vereinigte Staaten von Amerika. ICH KOMME!!! Doch vorerst Studium. Acht Jahre mit Ausbildung. Scheiße.