Teil EINS !!! Adieu Nordinsel

16.January 2013 - Invercargill


Hallöchen,

ein lange überfälliger Blogeintrag folgt:

Wir haben die Südinsel doch tatsächlich erreicht. Derzeit stecken wir in Dipton, einem sehr überschaubaren Örtchen im Süden der Insel bestehend aus vier Häusern und einem Kiosk.
Doch bis wir dort ankamen dauerte es seine Zeit und um die - laut Google Maps - 927 Kilometer. Ohne Umwege, die wir aber mit Sicherheit gemacht haben. Die Route habe ich in etwa eingezeichnet.
Als wir also am frühen Morgen des dritten Januars in Picton ankamen beschlossen wir, trotz durchgemachter Nacht und übertriebener Müdigkeit, weiterzufahren. Denn waren wir in Wellington mit einen ziemlichen Unwetter und Windstärke um die 50km/h losgefahren, so kamen wir auf der Südinsel mit strahlend-blauem Himmel und 26° im Schatten an.
Die Strecke war ein Traum, direkt am Wasser und wir konnten gleich eine ganze Menge Seeroben und sogar ein paar Seeelefanten erkennen. In Kaikoura zeigen sich sogar Delfine! Für mich das erste Mal, dass ich Delfine hier gesehen hab .. vielleicht sogar auch insgesamt, zumindest fällt mir keine Situation ein, in der ich schon mal welche gesehen haben könnte.
Um sieben, halb acht überwog aber unsere Müdigkeit und wir stellten uns für ca. 2 Stunden mit Blick aufs Meer auf einen Parkplatz und schliefen. Nach einem üppigen Frühstück (Toast und geschmolzner Käse ..) ging unser Roadtrip rasant weiter. Gestoppt wurde erst wieder in Christchurch. Dort schlenderten wir etwas durch die Stadt und waren ziemlich schockiert, denn das Erdbeben das dort 2010(?) 2011(?) gewesen war, hatte nicht viel von der Stadt übrig gelassen. Es hatte was von einer Geisterstadt. Überall Bauzäune, 'Betreten verboten', 'Einsturzgefahr' - und ähnliche Schilder, Absperrungen.. die Stadt selbst hatte kaum Wohnhäuser und sie war voll mit Touristen, die von den Ruinen Fotos machten. Trauriger Anblick, vor allem weil wir in unserem Lonley Planet-Reiseführer lasen, dass die Stadt 2009 zur schönsten Stadt Neuseelands gekürt wurde. Dass sich die Bewohner froh schätzen könnten ''in einer so belebten Stadt' zu wohnen und ähnliches. Dazu noch Tipps wo man unbedingt hingehen müsse, doch als man davorstand nur ein zertrümmertes Gebäude vorfand. Naja, schnell weiterfahren.

Unser Nachtlager schlugen wir am Lake Tekapo auf. Einem See, der tükis schimmert. Super-schön. Nach einer eiskalten Nacht im Van ging es dann endlich weiter Richtung Dipton, wo wir Bia&Nathan, unsere Arbeitgeber für die kommenden Wochen treffen sollten. Doch letztendlich sollte mal wieder alles anders kommen als geplant, denn Bia erzählte uns, dass sie erst am 6ten mit uns gerechnet hätte, weil es halt doch ein ganz schöner Weg nach unten sei. Wir könnten aber gerne in deren Garten campen, Dusche & Internet benutzen - das sei kein Ding. Nach ein bisschen hin und her Überlegen entschieden wir uns schließlich dagegen und fuhren in die nächstgrößte Stadt, die ein Hostel zu bieten hatte - Invercargill. Eine Stunde und 19 Minuten, da kriegt man auch mal ne Vorstellung in was für einem Kaff wir da gelandet sind.

Invercargill ist keine schöne Stadt und damit eine typisch-neuseeländische Kleinstadt. Überall sieht es aus wie in einem Industriegebiet, bloß halt mit Geschäften wie Mc Donalds, Pizza Hut und auch immer wiedermal eine Tankstelle. Dazu komplett unpassend zieht sich an einer Stelle eine nagelneue Einkaufsstraße durch mit Geschäften wie CottonOn, JayJays und ähnlichem. Doch unser Hostel war in einer Seitenstraße in einem, fast wie in Deutschland, Wohngebiet - eine kleine Villa - unser Zuhause für die nächsten zwei Tage.

Von dort aus fuhren wir dann am nächsten Tag zum sogenannte "Nugget Point" und "Kaka Point" - zwei Leuchttürme, die etwas herausstehen, den einen kann man nur besuchen, wenn Ebbe ist und hat ein kleine Wanderung vor sich. Der lange Weg lohnte sich aber und so konnten wir wieder Robben (sogar kleine Baby-Robben!!) und einen Seeelefanten sehen - wobei wir uns bei dem Seeelefanten nicht sicher sind, ob der noch gelebt hat, der lag da irgendwie reaktionslos rum ..

Auf den Rückweg erlebten wir dann wieder eine ganze Menge - unser Schrotthaufen, den wir liebevoll "Auto" nennen, blinkte mit allem, was er so bieten hatte. Öl, Benzin, Kühlwasser. Doch leider wurde es schon dunkel - es war also schon später - und vor uns lagen nur so kleine Örtchen á la Dipton und damit keine Tankstelle. Doch in Fortrose sollte eine Tankstelle sein, erzählte uns eine Frau - Juhuu! Als wir dort ankamen war aber diese Tankstelle geschlossen - bis Montag. Bis Invercargill noch 25 Kilometer und dazwischen befand sich nichts. Also was machen ? Kurzerhand entschieden wir uns fürs Doorknocking.
"Entschuldigen Sie - haben Sie zufällig noch ein paar Liter Petrol, die sie uns verkaufen könnten?" , bei der ersten Tür bei der wir klopften, holten wir eine ältere Frau aus der Dusche, die dann nur mit Handtuch bekleidet vor uns stand. Benzin hätte sie leider keins, aber sie könnte uns ne Tasse Tee anbieten. Wir lehnten jedoch dankend ab - schließlich wollten wir nach Hause. Danach erklärte sie den Weg zu jemanden, der eventuell noch etwas haben könnte.
Als wir bei dem beschreibten Ort ankamen, grillte die Familie grad und bevor wir unser Anliegen überhaupt äußern konnten, war die Frau schon aufgesprungen und hatte vier Teller geholt. Klar, sie hätten Petrol, aber zunächst sollten wir diesen köstlichen Vogel probieren. Leider kann ich mich beim besten Willen nicht mehr an den genauen Namen erinnern, aber dieser Vogel darf wohl nur von Maori gejagt werden - und zwar auch nur, wenn sie eine bestimmte Erlaubnis haben. Den, den wir aßen, war seit Mai in Salz eingelegt. Suuuuperlecker. Dazu noch Hühnchen, Kartoffeln und Salat. Knüller. Die Tochter meinte, dass das doch ein tolle Geschichte sei - wir seien losgegangen um Benzin zu kriegen und kamen mit gefüllten Mägen wieder. Als es schon echt spät war, beschlossen wir mit 10 Liter Benzin aufzubrechen, immerhin mussten wir noch nach Invercargill und waren uns nicht hundertprozent über den Weg einig. "Und was kriegt ihr für das Benzin?" - "Nichts - kommt einfach bald wieder und bringt eine Falsche Wein mit." Wird gemacht!

Am 6ten fuhren wir also wieder zu Bia - ziemlich neugierig auf unsere neue Arbeit. Doch wieder lief wieder alles anders als gedacht. Leider hatte der Farmer, bei dem wir hätten anfangen sollen, umentschieden und hätte drei Asiaten genommen, die wohl ein bisschen länger arbeiten wollten als wir. Toll. Einen könnten sie aber nach wie vor gebrauchen.
Danach stellten wir uns die Frage, wohin jetzt? Wie gehts weiter? Wir sind jetzt bis an den südlichsten Punkt der Südinsel gefahren, haben UNMENGEN an Benzin und Öl verfahren und jetzt wartet hier nicht einmal Arbeit auf uns? Mittelgroße bis große Katastrophe, vor allem weil bei allen bis auf mir es Geldtechnisch echt brannte. Bia hatte aber immerhin schon mit Anna - also meiner Bekanntschaft aus Waddewarden - gesprochen, dort könnten wir die nächsten Tage unterkriechen.
Als wir dort ankamen befassten wir uns den gesamten Abend mit der Jobsuche. Alles in unmittelbarer Entfernung, aber auch bis hin nach Christchurch. Außerdem schrieben wir bei WWOOF jedem, der im Ansatz in der Nähe war, damit wir wenigsten irgendwo leben könnten und nicht Anna und Kieran (ihrem Freund) auf der Tasche liegen müssten.
Leider wenig positiv - wir riefen noch bei zwei-drei Nummern an und dann ließen wir es gut sein. Am nächsten Tag kam Bia zu Anna und erklärte, dass sie wohl doch zwei Personen unterbringen könnte. Schnell wurde entschieden, dass Janina&Merti den Job erstmal annehmen würden - eben die, die es am dringensten brauchten.
Sofort packe Bia die Beiden ein und sie wurden zur Farm kutschiert. Verena und ich hingegen hingen ziemlich in der Luft. Weitere WWOOFing Angebote eingeholt und telefoniert, telefoniert, telefoniert - ohne Erfolg. Kieran legte sich ganz schön ins Zeug und versuchte uns irgendwas zu besorgen an Arbeit und Unterkunft, leider auch nicht besonders erfolgreich. Also eine weitere Nacht bei den Beiden übernachten. Wir boten ihnen aber an, dafür verschiedene Arbeiten im Haus oder auf dem Hof zu erledigen und so fuhren wir am Nachmittag mit Anna zum melken. Erst die Kühe mit dem Quatt eingeholt und daraufhin an die Milchmaschine angeschlossen - danach waren wir von oben bis unten voll mit Kuhfladen, lustig war es trotzdem. :)

Am nächsten Morgen bekamen wir eine SMS - von Bernard (französisch ausgesprochen), einen der vielen WWOOFen-Papas, die wir angerufen hatten. Am Telefon hatten wir gesagt, dass wir gerne 2-3Wochen bleiben würden und er darauf, dass er WWOOFer eigentlich nicht so lange aufnimmt. Am Morgen aber eine SMS - "Wenn ihr noch nichts gefunden habt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr doch noch zu mir kommt. Ich hab ja genug Platz." - Juhu, ein neues Zuhause! Schnell Sachen gepackt - wo war die WWOOFen-Stelle noch gleich? Wir haben ja sooo viele angerufen .. Dipton! Verrückt. Von allen Leuten, die wir gefragt haben, hat derjenige zugesagt, der als Einziger in dem kleinen Dorf, in dem wir sind, lebt! Und unser neues Zuhause ist wunderschön. Ein komplett neugebautes Wohnhaus aus Holz - neuste Technik - und drumerherum erstreckt sich eine Wiese, die voll mit 20 Ziegen und 2 Pferden ist. Nebenan noch ein Gemüsegarten an dessen Rand noch ein großzügiges Hühnergehege gebaut ist. Über das Gelände tapst ein riesengroßer schwarzer Teddybär, den Unwissende vielleicht als Hund oder "Neufundländer" betiteln würden, dicht gefolgt von einem immer aufgedrehten Energiebündel - einer Bodercolliemischung. Als wir ankamen begrüßte uns Bernard schon mit einem starken franzöischen Akzent und zeigte uns auch sogleich sein kleines Paradies. Eine Beobachtung, die ich sofort machte - die Tiere lieben diesen Mann abgöttisch.