Arbeiten

06.June 2012 - Bowen


Nun mal wieder die neuesten Berichte aus Australien. Das wir auf die Farmen gefahren sind und nach Arbeit gefragt haben (sogar morgens um 7 Uhr) hat leider nichts gebracht. Die meisten hatten an der Straße schon ein Schild stehen, dass sie keine Arbeiter brauchen. Wir haben das zwei, drei Tage gemacht und sind dann zur nächsten Stadt gefahren und haben uns dort nochmal in der Toureisteninfo informiert. Aber die meinten, es würde wohl locker noch 2-3 Wochen dauern, bis dort das Zuckerrohr geerntet wird, wegen dem vielen Regen. Wir hatten kurzzeitig überlegt wieder zurück nach Bundaberg zu fahren. Aber wir wollten dann doch erstmal nur zurück nach Bowen. Am nächsten Tag hat es immernoch geregnet und wir haben uns erstmal in der Nähe vom Meer auf einem Grillplatz niedergelassen. Ich bin bisschen Skateboard gefahren und Lyssi hat gelesen. Bei Regen macht das allerdings überhaupt keinen Spaß, deswegen wussten wir dann gegen 2 Uhr nachmittags nichts mehr mit uns anzufangen. Da kam mir die Idee, gehen wir doch auf den Campingplatz, da haben wir Strom, können es uns in der Heidi gemütlich machen und paar Filme schauen. Kaum waren wir dort angekommen, stand schon wieder ein Opa neben unserem Auto. Der hatte uns schonmal geholfen, da wir, bevor wir für einen Tag in die nächste Stadt gefahren sind, auf dem gleichen Campingplatz waren. Beim ersten mal hat er uns auf einer Karte eingezeichnet bei welchen Farmen wir unbedingt nach Arbeit fragen sollen. Beim zweiten mal wollte er wissen wie es lief und er hat uns angeboten in einem Workinghostel anzurufen, da dies im Moment die einzigste Chance wäre hier an einen Job zu kommen. Wir dachten uns, ehe wir jetzt hier sinnlos tagelang rumsitzen, zahlen wir lieber 200 Dollar pro Woche und haben Arbeit. Der Opa lief wieder weg und wollte mal nachfragen. Als er kurz darauf wieder kam, meinte er zu uns: "Kommt schnell aus dem Auto raus, ich hab Neuigkeiten für euch! Ihr habt einen Job, morgen fangt ihr an!". Und so zogen wir noch am gleichen Abend in das Hostel um - ab jetzt haben wir wieder ein Bett! 50 Nächte in Heidi haben uns ehrlich gesagt völlig gereicht.

Heute waren wir unseren 4. Tag arbeiten und mit unserer Chefin sollte man lieber keine Kirschen essen. Da weht der Wind von der anderen Seite, als wie wir das bis jetzt kannten. Als erstes sollte ich mein Piercing aus der Lippe rausmachen, was dann aber sofort zugewachsen wäre. Ich hab sie dann gefragt ob es nicht reichen würde, wenn ich es abklebe. Hat ihr zwar nicht so richtig gepasst, mit Folgender Begründung: Wenn die Leute aus dem Supermarkt herkommen und das sehen, dann kaufen die unsere Tomaten nicht mehr. Der Farmer hat dann gesagt, dass ichs einfach abkleben soll. Ich glaube, desswegen mag sie mich nicht so besonders. Wir sortieren übrigens Tomaten. Wir stehen den ganzen Tag an einem Förderband und tausende von Tomaten rollen an uns vorbei und wir müssen alle raussortieren, die entweder Abfall sind oder eine Schramme haben. Das Förderband für den Abfall ist über unserem Kopf und manchmal müssen wir NUR Abfall raussortieren. Das kann schon mal ganz schön viel sein. Gestern und heute kamen wir uns da vor wie beim Boxen, weil man so schnell wie man kann die Tomaten hoch aufs Band werfen muss. Wenn der Chefin dann einfällt uns zu kontrollieren, "hilft" sie uns dabei etwas und gestern hab ich von ihr zwei Tomaten an den Kopf und hundert an die Arme und sonst wohin bekommen, weil die es nicht auf die Reihe bekommen hat, die so aufs Band zu legen, dass die liegen bleiben. Die kamen alle auf meiner Seite wieder runter. Das Hostel lässt auch etwas zu wünschen übrig, die Party steigt täglich bis nach 10 Uhr abends, wo man eigentlich schlafen will. Aber was tut man nicht alles für Geld...