Shaken City

09.December 2010 - Christchurch


Ein bisschen graust es uns davor, in die Erdbebenstadt Christchurch zu fahren. Wann immer wir in den letzten Wochen mit Neuseeländern sprachen, kam die Rede immer früher oder später auf das big shake und eigentlich wollten wir die Auswirkungen nicht sehen. Wir wählen zur Weiterfahrt die längere Inlandroute, ein scenic drive, der dann doch nicht so scenic ist (oder wir haben einfach schon zu viel grandiose Landschaft gesehen - Zeit, heimzufahren!). Auf den Canterbury Plains, der Kornkammer NZ, sehen wir dann schon die ersten Schäden an alten Farmhäusern, ganz sporadisch, ohne erkennbares Muster. Und so ist es dann auch in der Stadt. Lücken in Straßenzügen, die Trümmer bereits beseitigt, Schäden an Gebäuden, aber an anderen gar nichts, ganze Straßenzüge blieben unversehrt. Schade, dass gerade die historischen Gebäude gelitten haben, die modernen Scheußlichkeiten, die das Stadtzentrum leider beherrschen, waren wohl relativ sicher gebaut (die Glaser werden allerdings so schnell nicht arbeitslos) Wir essen sehr englisch in einem Café im Arts Centre, das mit einem grünen amtlichen Zettel als wieder benutzbar ausgewiesen ist. Gegenüber haben sie den Turm abgenommen und zur Reparatur auf die Straße gestellt. Gott sei Dank, so erzählte eine Lady, habe er sich nur um die eigene Achse gedreht und sei nicht heruntergefallen, aber jetzt wolle man ihn doch lieber wieder ordentlich befestigen. Die Kneipen sind übervoll, die Menschen laut und sehr auf Kommunikation aus - ein bisschen Verdrängung ist da sicher dabei. Und überall danken sie einem persönlich, dass man trotzdem gekommen ist. Eine merkwürdige Atmosphäre! Im Motel wird uns genau erklärt, was man im Falle eines Falles (it's highly unlikely! - na, wer weiß?) tun muss, aber das hatten wir ja schon früher. Nachdenklich gehen wir ins Bett und schlafen trotzdem gut. Der Mensch ist ein Meister im Verdrängen!