Man hatte uns gewarnt: zu viele Touristen ( und wir?), zu viele Autos und Busse, Staus ( das wäre der erste Stau in NZ gewesen), zu teuer (naja, das ist hier leider nichts Neues) und wir wollten es trotzdem wissen und haben die Milford Tour gemacht. Nicht zu Fuß wie die ca 14 000 Hiker, die von November bis April den berühmten Track machen (gehört wohl zu einer NZ Reise, muss man aber nicht!), sondern selbst die einzige geteerte Straße im Fjordland befahren ( das hat sich wirklich gelohnt - sehr malerische views) und dann eine nature cruise auf einem der kleineren Boote gemacht. Der Touristenansturm hielt sich in Grenzen (recession, sagt unsere landlady) bis auf die nur in geordneten Gruppen auftretenden Freunde aus Asien, die Straße war einsam wie immer, von Stau keine Rede. Vielleicht kommt das alles noch in der wirklichen Hochsaison, wir hatten auf jeden Fall den Milford Sound weitgehend für uns.
Schon die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis. Man kann immer wieder kürzere oder längere walks machen und es war gut, dass wir schon ganz früh losgefahren sind. Da ist das Wasser der Spiegelseen noch ganz ruhig und die sandflies sind noch nicht so aktiv. Die Felswände bauen sich immer steiler um einen herum auf und wenn man denkt, das jetzt nur noch Stein da ist, öffnet sich die Wand zu einem kleinen Tunnel, der nach einem großen Mann benannt ist (Homer) und lässt einen durch. Bitte nicht an Sicherheit im Tunnel denken! Er ist einspurig und unbeleuchtet und wenn du draußen bist, schnaufst du einmal tief durch und denkst nicht dran, dass du auf der Rückfahrt wieder durch musst. Die Sindbad nimmt uns an Bord und obwohl heute wieder ein perfekter Wettertag ist, ist es viel stürmischer als gestern. Das kommt von den hohen Felswänden, die in dem engen Fjord eine heftige Thermik aufbauen (oder so ähnlich, Ihr Physiker). Die Einblicke sind so grandios, dass wir uns, gut eingebaut, auf Deck halten. Das Manko am guten Wetter: es fehlen die 100e von Wasserfällen, die nach Regen auftauchen, aber auch gleich wieder verschwinden, wenn die Sonne scheint.. Uns ist es trotzdem lieber so! Am Ende des Fjords beginnt die Tasmanische See, auf der man auch nach Südamerika oder in die Antarktis oder auch nur nach Australien reisen könnte. Welche Möglichkeiten! Für heute bleiben wir im Land und sonnen uns wie die Robben auf den Felsen.
Auf der Rückfahrt machen wir noch eine kleine Wanderung in die blühenden Alpenwiesen und als wir zum Parkplatz zurückkommen, trauen wir unseren Augen kaum. Hat es sich doch ein Kea, die einzige Papageienart, die in den Alpen lebt, auf unseren Autodach gemütlich gemacht und versucht gerade, die Türdichtung herauszuziehen. So groß und mit so einem kräftigen Schnabel hatten wir uns diese Tiere nicht vorgestellt. Er war übrigens nur schwer zu vertreiben!
Die Lupinen blühen auch hier, die Schafe blöken auch hier und auch hier senkt sich der Abend malerisch über den See. Wir gehen lamb roast essen, bedauern all die jungen Leute, die heute den Kepler Track (57km) in 5 Stunden gerannt sind (eine Art Bergmarathon) und jetzt mit krummen Beinen ins Pub humpeln und freuen uns, dass wir noch gerade gehen können!