?Hä, wo bin ich denn jetzt?!? ?Ah? Richtung Mt. Wellington?? ?Hier muss es doch irgendwo auf den Hwy 1 gehen?? ?Wieso bin ich denn jetzt in Pakuranga?? Das ist ja völlig falsch!? ?Ich will ein TomTom! Sofort!!!? ???
Dieses Selbstgespräch, zwischen meinem besserwisserischen ( + schlechten) Orientierungssinn und mir, endete, als ich mich nach gefühlten Stunden mit einmal auf dem Hwy. 1 befand. ^^
Ich hätte zwar auch irgendeine andere (leichter zu findende) Straße nehmen können, aber eine spontane Idee am Morgen verursachte, dass mein nächstes Ziel das Städtchen Tauranga sein soll? Warum und für wie lange wusste ich nicht. Letztendlich bin ich ganze 6 Wochen geblieben und das hatte viele Gründe:
Das Hostel:
Auf einen Tip hin, wollte ich im ?Just The Duck?s Nuts? einchecken. Und als armer, armer Backpacker will man natürlich immer das günstigste Bett (--> im Dorm-Room mit bis zu 8 Betten). Leider wurde mir dann, als ich da war, mitgeteilt, dass die keinen Dorm mehr frei haben und ob ich denn auch mit einem Share Room (4 Betten) für etwas mehr Geld einverstanden wäre. ?Na gut! Aber wenn was im Dorm frei wird, möchte ich bitte umziehen?? Was ich nicht wusste, ist, dass mein Share Room in einem ganz anderen Haus neben dem Hostel lag. Und DAS Haus war einfach nur geil! Die Besitzer des Hauses, Puk und Kevin, leben selbst dort und haben Platz für bis zu 6 Backpacker (was recht wenig ist). Man fühlte sich einfach gar nicht wie in einem Hostel, sondern mehr wie zu Hause oder wie in einer WG: schöner flauschiger Teppich, normales, sauberes Badezimmer mit Waschmaschine, kleine gemütlichen Küche, Wohnzimmer mit vielen Sofas und den geilsten zwei Lazy-Boy-Sesseln die es gibt und ein Balkon mit `ner Hollywood-Schaukel :)
Nach einem Tag stand fest: ICH ZIEHE DOCH NICHT UM!!! ^^
Mein erster Job:
Als ich ankam wurde ich dann direkt gefragt: ?Willst du `n Job?? Es wurden nämlich gerade 10 Leute für?s Kiwi-Packhouse im ganz nahe gelegenen Ort Mt. Manganui gesucht. Völlig überrumpelt und generell noch keinen Plan von der ganzen Lage, habe ich erstmal abwartende Haltung bezogen? Aber nach eins zwei Tagen, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Der Ort ist schön, die Leute sind nett, meine Wohnsituation könnte kaum besser sein und Geld kann man ja eigentlich immer gebrauchen?
So kam es also, dass jeden Morgen um 7:10 zwei Autos mit jeweils fünf Insassen das Hostel verließen, um 9 h oder 12 h lang (einmal sogar 15 h) Kiwis zu checken. Um euch einen kleinen Einblick in diese doch SEHR spannende Arbeit zu geben, hier das verantwortungsvolle Aufgabenfeld eines Repackers:
1. Box, mit ungecheckten Kiwis, vom Rollband ziehen
2. Box öffnen
3. eine leere Box neben die volle stellen
4. in jede Hand eine Kiwi nehmen
5. ?Tops? und ?Bottoms? prüfen
6. Kiwis gegeneinander drehen und ?Cuts?, ?Rotts?, ?Pitting? oder ?Soft-Spots? erkennen
7. einen letzten ?Squeeze? verpassen, um festzustellen, ob die Kiwi generell hart genug ist
--> Entscheidung treffen: gute Kiwis in die leere Box; schlechte Kiwis in den Mülleimer unter einem? Letztendlich sind leider GAAANZ viele Kiwis im Mülleimer gelandet, obwohl sie für den direkten Verzehr perfekt gewesen wären, nicht jedoch für die lange Verschiffung nach z.B. Europa? (Die nächste Zespri Kiwi, die ihr esst, könnte ich verpackt haben ;-)
Also, wie gesagt: SEHR SPANNEND? Das ganze wurde dann jedoch durch lustige Unterhaltungen mit den anderen Backpackern vom Tisch (immer mit der Vorsicht nicht zuuu viel zu reden, da man dann Gefahr läuft an einen anderen Tisch gestellt zu werden) und durch die ständig wiederkehrende Musik von dem Radiosender ?Classic Hits? (welcher eine nicht allzu große Playlist besitzt, sodass man schon nach `ner Woche im Packhouse alle gespielten Lieder auswendig kannte) kompensiert. :)
Die Bezahlung war auch ok. Der Mindestlohn in NZ ist 12 $ (Brutto) und wir haben ganze 12,25 $ + 8 % Holiday Pay bekommen ^^ Umgerechnet sind das dann ca. 5 ? (Netto) pro Stunde? Also nicht viel, aber da wir so viele Stunden am Tag arbeiten konnten, sammelte sich das und man freute sich auf jeden Mittwoch: Payday!!! Außerdem durften wir immer jede Menge Kiwis (von dem RIESEN Haufen, den wir zuvor weggeschmissen haben) mit nach Hause nehmen. Ich glaub ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so viele Kiwis gegessen wie in diesen 6 Wochen? :)
Family Guy:
Nach so 12 Stunden rum stehen im Packhouse, gibt es nichts schöneres als auf einen der überaus bequemen Lazy-Boy-Sessel zu fallen und die dümmste aber geilste Serie ever zu gucken: Family Guy! Alex und Chris hatten nämlich leider nicht so ein Glück mit dem Jobangebot, wie wir Mädels, sodass sie ca. 4 Wochen lang das Leben als Arbeitslose erfahren mussten. Recht schnell wurden sie Mitglied im Videothek-Club und seit dem waren zwei Folgen Family Guy pro Tag die Mindestration für jeden? Ich glaub ich habe nahezu alle Folgen von jeder Staffel gesehen. ^^ Giggaldy, Giggaldy!!!
Die Stadt:
Tauranga, mit seinen 60.000 Einwohnern, hat eigentlich alles was man braucht: unseren Lieblingssupermarkt Pack?n?Safe, ein Warehouse und einen schönen kleinen Stadtkern mit vielen Bars und Cafés, welche alle an der Uferpromenade ?The Strand? liegen. Einem Café haben wir des Öfteren einen Besuch abgestattet, weil wenn man dort einen Kaffee oder sonstiges kauft, kann man so lange man will das manchmal unfassbar langsame Internet nutzen? :)
Das neben Tauranga gelegene Städtchen Mt. Maunganui (nur etwa 10 min mit dem Auto) bietet zusätzlich einen wunderschönen weißen Sandstrand und natürlich den Namensgeber selbst des Ortes, den Mount Maunganui. Jenen haben Sanna und ich sogar einmal an einem äußerst heißen Tag erklommen? Verdammt schweißtreibende Sache? Aber die Aussicht, als wir dann irgendwann mal oben waren, war sehr schön :)
Wochenendbeschäftigungen:
Tauranga?s reges Nachtleben haben wir auch ein-zwei mal ausgetestet. Nach ein paar Drinks im Hostel ging?s mit dem Taxi (welches uns der ständig anwesende indische Gentleman Rajah gerufen hat ^^) in die City, wo sich die Cafés für die Nacht in Bars verwandelt haben und in einigen sogar ziemlich gute Live-Musik den Raum erfüllte? Jedoch mussten wir feststellen, dass wir nicht ganz in die Masse passten: die Mädels hatten (außer ihren High-Heels) offensichtlich ihre Klamotten zu Hause vergessen und benutzten Bänder und Servietten, um die wichtigsten Körperteile zu bekleiden und der Dresscode für Männer war ein Hawai-Hemd meistens ohne Knöpfe, sodass sie ihren schönen oder oft auch eher weniger schönen Body präsentieren können? Wir hatten schlicht weg zu viel an! ^^
In Plauderstimmung erzählten wir dann aus einer Laune heraus, wir seien aus Südafrika und Louise wäre dort ein äußerst berühmter Superstar, welcher in den Charts unter den Top 3 steht. Wie wir später feststellten, wurde uns geglaubt, da wir ein paar Kerle dabei ertappten, wie sie heimlich versuchten Fotos mit ihrer Handykamera von der unbekannten Berühmten zu machen... Jaa? ein lustiger Abend. :)
Nach ein paar mal ausgehen (manchmal auch zu Pack?n?Safe, wo die größten Partys laufen ^^) wurden die Bars allerdings schon etwas langweilig, sodass wir uns an den restlichen Wochenenden meistens in unserem Haus vergnügt haben? Louise musste am Wochenende manchmal in der Motel- und Funktions-Bar von schräg gegenüber aushelfen und eigentlich wollten wir sie dort immer mal besuchen, haben es aber nie geschafft. Bei einer Paralympic-Feier in der Bar wäre dies recht witzig geworden, da wir vorhatten auf Stühlen sitzend rein zu hüpfen und vorzugeben, wir hätten unsere Räder dummerweise auf dem Weg dorthin verloren?
Naja? wie auch immer? ^^ Wir hatten mit diesem Gedanken auf jeden Fall unseren Spass? :)
All dies und noch viele viele andere Kleinigkeiten, haben eine so geile Zeit ergeben, die ich glaube ich noch lange vermissen werde? Ich meine, das Reisen ist wirklich cool und man erlebt jeden Tag was Neues? Aber wenn man mal irgendwo länger ist und der Alltag einkehrt und man anfängt die Leute und den Ort besser kennen zu lernen, ist das echt `ne gute Abwechslung.
Nach sechs Wochen waren zweien von uns, Sanna und mir, jedoch wieder nach Reisen zumute, sodass wir nach einem schweren Abschied von den vier Zurückgebliebenen, ?back on the road? sind.
Das, liebe Kinder, ist allerdings eine andere Geschichte, die ich euch beim nächsten Mal erzählen werde... ;)