Der Weg zur Mullers Hut

01.February 2013 - Mount Cook, Aoraki


Um halb 6 klingelte der Wecker, doch M&M waren viel zu müde, um aufzustehen. Also wurde der Wecker nochmal verstellt und eine Stunde länger geschlafen. Das hat gut getan. Marinas Husten hörte sich dann auch schon viel besser an. Wir machten uns fertig, frühstückten und packten unsere Rucksäcke für eine Tageswanderung zur Muller Hut (von 750m auf 1800m). Um halb 8 starteten wir unseren Walk. Nachdem wir die ersten 15 Minuten hinter uns gebracht hatten, kamen wir an den ersten Treppenstufen an. Da stand der Hinweis, dass nur noch 1810 Stufen zu besteigen sind. Was danach auf uns zu kam, wussten wir nicht? Die Stufen erwiesen sich jedoch nach kurzer Zeit zur größten Qual. Kein Schatten und große Schritte bei jeder Stufe-das war anstrengend. Wir nahmen den ersten Kleiderwechsel vor. Lange gegen kurze Hose und Jacke aus. Immer wieder mussten Pausen eingelegt werden, der Puls lief im Dauertempo. Malte hatte die Idee, um den Weg motiviert laufen zu können. Immer bis 100 zählen und dabei eine Stufe jeweils nehmen, danach eine 20-30 sek. Pause für Trinken einlegen. Gesagt getan, so ließ es sich wirklich besser laufen, obwohl Marina ganz schön am hecheln war. Nachdem die Stufen vorbei waren, ging es noch ein Stück bergauf, bis man an einem Mini See und einer Aussichtsbank kamen. Dort legten wir erst einmal eine Frühstückspause ein. Gestärkt und von dem wahnsinnigen Ausblick beeindruckt liefen wir weiter bergauf. Anstatt Treppen gab es nun Felsen und größere Steine zu bewältigen. Immer wieder kamen uns Leute entgegen, die eine Nacht auf der Hütte geblieben sind und nun den Rückweg einschlugen. So hielt man immer wieder ein Pläuschchen und staunte zusammen über die faszinierenden Ausblicke. Das letzte Stück um über den Kamm zu kommen, hatte es nochmal in sich. Nicht nur der rutschige Schnee, sondern auch die großen Steine erschwerten das Vorankommen. Marina musste immer wieder auf allen Vieren gehen und nahm dankend die Kletteranweisungen von Malte entgegen. Belohnt wurden wir auf dem Gipfel zunächst mit ganz viel kaltem Wind und dann einer wahnsinnigen weißen Berg-Tal Landschaft, die man nur aus dem Helicopter oder beim Wandern sieht. In ca. 5 Minuten Takt rollte eine Lawine wie die nächste den Bergen abwärts. Die letzten 20 Minuten bis zur Berghütte liefen wir über weitere Gesteinsbrocken und Schnee. Wir wunderten uns, über die auf Stelzen unter der Wellblech gebauten Hütte, die einfach nicht in die Landschaft passen wollte. Nach einem kleinen Rundgang in der Hütte und netten Gesprächen mit Wanderern und der Hüttenwacht genossen wir unsere am Tag vorher gebackenen leckeren Dattel Scones. Dabei ließen wir die gefährliche Bergwelt auf der Gegenüberliegenden Seite nicht aus dem Blick. Bei jeder Lawine schreckten wir wieder auf und waren beeindruckt, was Mutter Natur so alles kann. Gestärkt ging es dann wieder abwärts. Wir nutzten nun den Schnee zum schlittern. Bei den Treppen angekommen, nahmen wir unsere letzte Kraft und hüpften wie junge Hasen von Stufe zu Stufe, da wir so unsere Knie nicht so stark beanspruchten. Die uns entgegengekommenen erschöpften Wanderer suchten in der Mittagshitze vergeblich nach Schatten auf der Treppe und schüttelten erstaunt über uns die Köpfe. ?Ihr seid verrückt? wurde uns hinterher gerufen. Wir lachten und gaben den für die Knie schonenden Tipp weiter. Nach gut 7 Stunden kamen wir auf unseren Campingplatz zurück. Und wie es der Zufall wollte, baute Anni aus Deutschland, die wir 3 Wochen vorher im Abel Tasman kennengelernt hatten, ihr Zelt neben uns auf. Wir fielen uns in die Arme und warteten gespannt auf Tobi, der mit ihr zusammen durch NZ reiste und gerade den Hooker Valley Walk lief. Wir erzählten uns über eine Stunde vom Walk und noch völlig verschwitzt, was wir die vergangenen Wochen erlebt hatten, bis Tobi kam. Die Freude war auf beiden Seiten groß, dass wir uns nochmal wieder trafen. Da wir vor hatten unsere Sachen zu packen und zum nächsten Campingplatz zu fahren, um zu duschen, tauschten wir nun unsere Kontaktdaten aus und verabredeten uns für den nächsten Tag auf dem Campingplatz am Lake Tekapo. Wir fuhren nach Twizel, wo wir auf einen großen Campingplatz an einem See nächtigten. Bevor wir und Abendbrot machten, gönnten wir uns im kalten See eine kühle Erfrischung. Doch aus früh schlafen wurde nichts. Ein deutsches Lehrerpärchen, das gerade im Lehrer-Sabbat-Jahr auf Weltreise war, campte neben uns, weshalb wir uns einfach mal mit denen bis es Mitternacht war, verquatschen.