Hinchinbrook Island ist mit 39.900ha Australiens größter, kompletter Nationalpark auf einer Insel. Die Flora und Fauna werden seit 1932 offiziell geschützt, und wo früher Aboriginees lebten, führt heute ein 32km langer Wanderweg namens ?Thorsborne Trail? die Ostküste entlang. Der höchste Berg ?Mt. Bowen? ist mit 1121m schon vom nahen Festland leicht zu erkennen. Diese und andere Begebenheiten begründen den Titel: schönste und natürlichste Insel im Land (wenigstens eine davon)!
Daraufhin mussten Max und ich natürlich dieses waghalsige Unternehmen inmitten der Regenzeit in Angriff nehmen. Normalerweise ist die Insel auf Grund von einer max. Belastung von 40 Leuten in den kühleren und trockeneren Monaten - wie dem australischem Winter - total ausgebucht. Heutzutage reicht es wohl nicht einmal mehr ein halbes Jahr zuvor zu buchen. Da aber Max und ich in ganz OZ schon einen V.I.P. Rang zugeteilt bekommen haben, wurde nur für uns die Insel vom Gesindel gesäubert.
Die Theorie, das wir einfach die einzigen Volldeppen gerade waren, die sich trauten, es mit dieser Tour bei diesem Wetter aufzunehmen, entspricht wohl eher der Wahrheit.
Auf jeden Fall ging es dann um zehn Uhr vormittags endlich los. Unser Fährmann war wohl der obercoolste Australier, was man wohl deutlich am Foto erkennt: Sicher und dominant hat er uns in einer 3m langen Nussschale durch den Hinchinbrook-Ärmel-Kanal geleitet, wobei der Pappbecher trotz niedrigem Wellenganges stark auf dem Wasser tanzte und schaukelte ? ein Riesenspaß!
Der Gezeiten wegen konnte man nicht früher übersetzen, so war dann der erste Wandertag sehr ruhig und entspannt. So konnten wir unsere Bemühungen schon am zweiten Tag auf vier Stunden verdoppeln, am dritten Tag war es dann das dreifache. Man könnte jetzt behaupten, das sei ja Babykram, da der Trail an sich wenig an- und absteigt, jedoch muss man die Hitze, die Sümpfe, die Bäche und die vielen Moskitos beachten. Der dritte Tag war wohl der anstrengste Tag bisher, denn wir mussten mehrere Flüsslein, manche mit stärkerer Strömung überqueren.
Plötzlich ging ein Schreck durch unsere Truppe als Clancoleader Onno vom reißenden Strom ein paar tausende Zentimeter weg gespült wurde, jedoch konnte er nach Clancoleader Max's verpatzten Hilfebemühungen sich durch das Greifen nach einem Ast selber retten. Wäre der Schlafsack durch den ständigen Regen, vor allem beim Einpacken und Auspacken der Campmaterialien und während der Nacht, nicht schon nass gewesen, wäre er es dann wohl jetzt. Leider waren nicht nur unsere Schlafsäcke nass, sondern gleich fast alles, zudem verbreitete die nie trocknende Nässe einen oder zwei eher unangenehme Gerüche. Jedoch muss ich mein Equipment loben, denn ohne dessen Auftrieb hätte ich vielleicht nie wieder Postkarten schicken können!
Am vierten Tag erreichten wir dann die Nordspitze und traten den Rückweg an. Um diesen Zeitpunkt herum trat dann Erleichterung auf, denn der Regen wurde seltener und der Himmel leichter überschaubar. Manche Klamotten blieben sogar trocken für ein paar Stunden. Wie aber schon wissenschaftlich bewiesen hilft die Sonne Dinge die Zukunft positiv zu sehen, denn am zweiten Tag waren wir schon so durchnässt, dass wir schon zu träumen anfingen auf Grund von starken Unwettern früher abgeholt zu werden, was ja nun unnötig wurde. Problem waren vor allem die hohen Berge, die alle westlich vom Track den Himmel erklommen, denn an denen blieben alle dunkelgrauen Regenwolken hängen, bis sie sich nach und nach über uns ergossen.
Auf dem Rückweg mussten wir staunend feststellen, wie schnell die Bächlein durch den Regen angestiegen sind, was uns Profi-Fluss-Überquerer doch dann wenig juckte, denn für jedes Problem gibt es eine Lösung. Erst waren wir leicht ängstlich, uns wurde nämlich ins Ohr getrichtert, dass ein Mann irgendwann mal 2 Tage lang darauf gewartet hat, dass der Fluss abschwellt. Wir waren keine so Weicheier und rasten wieder Richtung Süden. An einem Tag haben wir einfach zwei Tage zusammengeschweißt, so wurden aus angeblich zehn Stunden (sechs plus vier) Wandern ein sechs Stunden Spaziergang.
So blieben für die letzten zwei Tag nicht mal mehr vier Stunden wandern vor uns, und hätten deswegen stundenlang am letzten Wasserfall baden können, wenn es nicht so bedeckt gewesen wäre und wir im Wasser nicht relativ gefroren hätte. Schließlich sind wir dann die letzte halbe Stunde durch den Regen, Matsch und Dschungel gerannt, um den lästigen Mücken zu entkommen. Abends schlugen wir dann zum letzten Mal das Zelt auf der Insel am Strand auf, und zwar 20 Meter von der Abholstelle entfernt, was wir abends als sehr praktisch fanden, sich nächsten morgen aber als fataler Fehler herausstellte.
Kaum aufgewacht - um halb acht - fiel uns ein, dass wir ja jetzt sechs Stunden bis genau zwei Uhr nachmittags warten mussten. Leider fing es nach trockenem Morgen dann heftig und unhaltbar an zu regnen. Das Zelt und die Schlafsäcke konnten noch halbwegs trocken eingepackt werden, der Rucksack plus die sowieso noch nassen Klamotten kamen da ein bisschen kürzer. Um dann die letzten fünf Stunden zu ertragen unternahmen wir lange Spaziergänge und trieben ein bisschen Leichtathletik.
Als der Fährmann dann fast eine halbe Stunde zu spät kam, wollten wir schon spezialteammäßig über die Reling springen, aber es hieß: Wir sollten noch eine Stunde warten, das Boot könnte wegen hohen Wellen und starkem Wind und Regen leicht kentern. Doch man hörte schon nach einer halben Stunde Gewitter in der Ferne, und das hieß, schnellst möglich wieder zurück zu fahren. Und dann ging es noch wilder und heftiger, verglichen zum Hinweg, wieder Richtung Festland. Das war ein Heidenspaß!
Zusammengefasst könnte man behaupten, wir hatten viel Spaß gehabt. Vor allem trifft das auf die blutverschmierten Hände, die roströtlich mit unserem eigen Blut und ein bisschen Mückenrest bedeckt waren, auf den fauligen, aber doch anlockenden Duft (für Insekten) der weichen und nassen Ausrüstung (z.B. Klopapier) und ? jetzt mal ernst ? die lustigen Petersen's Zyklonreisen druch Wind und Wetter!