Kampf mit den Hobbits II

02.March 2010 - Christchurch


Nach einer warmen Nacht im Fernsehraum des Campingplatzes ging es Richtung Queenstown im Norden ? der Touristenmetropole für Action geladene Aktivitäten ? wo Max seinen ersten Paraglide hintersich brachte ? Skydiving war ihm zu extrem ('was für 'ne Memme!') ? das Traumpaar endlich mal wieder nach laaaaaaanger Zeit beim Club-Crawl, eine Tour zur nächtlicher Stunde zu verschiedenen Diskoteken, tantze und wir beide unsere ersten Löcher beim Frisbeegolfen ? wie Golf, bloß mit Frisbee (wie der Name halt sagt), nur dass man entweder einfach gegen Pfähle oder in Körbe werfen muss ? gestopft bzw gemeistert haben. Nicht zu vergessen ist das 20er Pack Heineken im damaligen Sonderangebot für NZ$ 20,00 (?10,00) ? ein Geniestreich!
Beim Paragliden hatte Max uns noch schnell bei einer Israelin eine Mitfahrgelegenheit durch die panoramischen Alpen zur Westküste organisiert. Auf dem Weg hatten wir noch zwei Dänen aufgegabelt, sodass das Auto dann voll beladen die Berge hoch und runter fuhr, bis wir nach einer reizenden, langen und steilen Abfahrt die Küste erblickten. Leider konnten die Aussichten auf die raue See und die angebranndenten Klippen wegen lästigen ?Sandflies? - vom Aussehen gleichen die Fruchtfliegen ? nur gering genossen werden.
Abends angekommen in Franz-Joseph, die Stadt/Kaff/Bauernsiedlung/Höhle zum gleichnamigen Gletscher ? wo der Campingplatz teurer ist als ein Bordel...ähh...Hostel ? , planten wir nach einem deftigem Abendessen den nächsten Tag: Eine kurze Wanderung zur Zunge des Gletschers entlang dem Geröllbecken und ein etwas längerer Trip auf eine dschungelüberwachsene Seitenmoräne mit herrlichem Blick auf das ganze Spektakel. Nach einer halbstündigen Autofahrt mit einem freundlichen Rohrklempner wurde ziemlich das gleiche vielleicht 50km nördlich in Fox Town, auch der dorfische Sammelpunkt eines gleichnamigen Gletschers im Hintergrund, abgezogen.
Der Vergleich beider Naturwunder bringt keinen deutlichen Sieger hervor ? der eine mag zwar gerade sein, dafür schimmert der andere kristallblauer ? jedoch sind beide durch ihre unmittelbare Nähe zum Meer und durch die Umrandung durch Regenwald und Dschungel ein reines Augenspektakel und nicht zu vergleichen mit den europäischen Kalibers der Alpen.
Am gleichen Tag wurden wir noch ? obwohl es schon sehr spät war ? von aufmerksamen Tschechen mitgenommen, die uns noch lange nach Sonnenuntergang gen Norden ? immer entlang der Küste ? kutschierten. Eine Businessfrau mit Austauschschülererfahrung brachte uns zu den berüchtigten ?Pancakerocks?, abstrackte Steinformen, die halt aussehen wie Pfannkuchen übereinander gestapelt. Nach dieser kurzen Pause ging es dann so schnell wie möglich Richtung Nelson, meiner alten Heimatstadt. Bis wir dann am nächsten Morgen dort antrafen lernten wir, unter anderem, noch zwei Israelis kennen, die uns zufällig fast zur gleichen Zeit, wie sie erfuhren, dass wir Deutsche sind, an einem mysteriösen Ort irgendwo entlang der Straße in den Bergen ?rausschmissen?, unter der Behauptung, dass sie nun ein Schlafplatz suchen würden, dabei waren es noch mindestens 2 ½ Stunden bis zum Sonnenuntergang! Dort angekommen konnte ich meine ehemalige Gastfamilie erst kaum wiederfinden, da sie umgezogen ist und nicht einmal die Schule, auf der ich eins artiger Schüler gewesen bin, wollte mir keine Auskünfte über meine Gastschwester geben, sodass ich mich an eine Familienfreundin, die gleich neben der Schule wohnte, wandte ? sie erkannte mich auch noch so halb von damals ? und sie uns über Umwege zu Rachel ? Gastmutter ? brachte. Dort geklingelt war die Überraschung umwerfend groß und Max erfuhr schließlich auch das langversprochene, warme Lächeln einer Persönlichkeit, die wohl auch ein bisschen mein Leben geprägt hat. Als Chloe ? Gastschwester ? dann nach der Schule Heim kehrte fiel wohl eher keiner vom Hocker. Das nun schon fast erwachsene Mädel ? 15 Jahre ? nahm alles sehr gelassen hin.



Zuerst mit Bus bis zum Stadtrand und per Anhalter die Bucht entlang, bis wir endlich, gegen 3Uhr nachmittags, ankamen, wo schon das erste Problem wartete: Buchung der Camps. Aus Australien waren wir gewöhnt einfach anrufen zu können, aber Neuseeland hängt da noch ein bisschen zurück, sodass wir erstmal auf die Suche nach Internet aufbrechen mussten. Theoretisch war es kein all zu großer Aufwand, da wir aber schon zu viel Zeit mit Trampen verloren hatten und doch noch ein bisschen Strecke vor uns hatten, wollten wir schnellst möglich los, praktisch lief dann doch alles relativ schnell ab. Schließlich begannen wir den weltweit bekannten Wanderweg, wobei uns vile Tagestouristen, die schon längst auf dem Rückweg waren, komisch anguckten, und marschierten zwischen Palmen und Silberfarnen ? Neuseelands Symbol ? entlang der golden Strände mit hellblau-türkisgrünen Meerwasser. Der Wanderweg ist an sich ein leichter, es geht weder viel hoch noch runter und ist schon von tausenden Touristen platt getreten worden, so konnten wir schnell Strecke machen und erreichten das Camp, nach einem feuerroten Himmel entlang der letzten Schritte, idealer Weise kurz nach Sonnenuntergang. Nachdem das Zelt aufgebaut war, mussten wir uns erst einmal Kochgeschirr schnorren, da wir unser nicht vorhandenes Material gar nicht erst mitgenommen hatten. Dies erwies sich als sehr einfach und es gab wie auf Hinchinbrook Island Nudeln mit Knoblauch! Voll getankt machten wir noch einen kleinen Abstecher in eine Glühwürmchenhöhle am Ende der Bucht, die magisch im Dunkeln leuchtete.
Nächsten morgen ging es gemäßigt zu, wir standen ja nicht mehr unter Zeitdruck, sodass wir für unsere 6-Stunden-Strecke sehr viel Zeit ließen, öfters baden gingen und einfach nur die Panorami genossen. Zu erklären, wie es aussah ist wohl eher schwer, deswegen hoffe ich, dass die Fotos euch mehr zeigen als meine Worte. Unter den vielen Wanderern, die man traf, erkannte ich auch Jörg Pilava, wobei mein Gehirn einige Meter in Anspruch nahm dem bekannten Gesicht ein Name zuzufügen. Schließlich erreichten wir auch unsere zweite und letzte Unterkunft, wo das gleiche Theater ablief wie im ersten, nur dass das ?Kocher organisieren? etwas schwer lief, da wohl mehrere Trecker die Schnorrertaktik ausübten.