Road trippin

02.February 2010 - Melbourne




4 ½ Monate Mooloolaba. Wir strandeten in einer großen Gemeinschaft und verließen den Ort als einen Teil dieser Familie. Abschiedsschmerz vom feinsten hielt uns nicht davon ab endlich wieder unser Leben für 2 Tage in den Ford Falcon zu quetschen, mit dem großen Ziel Melbourne. 1800 Kilometer mit Zwischenstopp in Nimbin.
Früh um 7 Uhr war Abfahrtszeit. Lobenswerte Packkünste und ein gesunder Kraftschlaf ließen uns pünktlich aufbrechen.
Nach ein paar Stunden Highway-Fahrt geprägt von neu entdeckten Freiheitsgefühlen fuhren wir in Nimbin ein. Eintauchen in eine farbenfrohe verrückte Welt. An einer Straße entlang erstreckte sich die Hippie-Welt in Form von interessanten Einkaufsmöglichkeiten. Von fragwürdigen Gewürzen über alternative Kleidung bis hin zu illegalen Genussmitteln. Ich korrigiere - Nimbin ist die einzige Stadt in ganz Australien, in der es legal ist sich mit Hilfe Keksen, Joints und anderen Präparaten in eine andere Welt zu versetzen. Auch nach einigen Angeboten auf öffentlicher Straße blieben wir diesem jedoch standhaft. ;)
Beeindruckt von diesem "alternativen" Leben fanden unsere Hintern wieder ihre Abdrücke in den Autositzen - wir hatten immerhin noch einen laaaaaaangen Weg vor uns.
Stunde für Stunde, Kilometer für Kilometer kamen wir voran. Tagesendstation war Bulahdelah, wo die Sitze wieder zurückgeklappt wurden und wir versucht haben so gut wie möglich zu schlummern. Mehr oder weniger Kraft getankt, klingelte 5 Uhr morgens der Wecker -> Auto wieder in Ursprungsform bringen, ein bisschen wach werden ... los geht´s! Wir hatten noch bis zu 13 Stunden pure Autofahrt vor uns.
Und damit kam ein Wendepunkt im Leben meiner lieben Jule - der gefürchtete Fahrerwechsel! An Sydney vorbei hielten wir für ein kurzes Frühstück, und dann erfolgte der Machtaustausch. Fast kein Auto hinter uns, fast kein Auto vor uns - die perfekte erste Highway-Strecke! Lobenswert gut geschlagen verschaffte mir das ein paar Stunden "Abschalten" und Julia ein bisschen mehr Gefühl für unser geliebtes Auto...
Endlich war es dann soweit, ein großes blaues Schild zeigte uns das was wir hören wollten... nur noch 99 Kilometer bis Melbourne. Vorbei an gefühlten 200 000 Blitzern verging diese letzte Zeit wie im Flug. Umgehend wurde wieder große Konzentration im Großstadtverkehr gefordert, nach 12 Stunden Fahrt kann das einem schon mal den letzten Nerv rauben.
Wir kamen an dem verabredeten Hostel an und waren froh das alles weitere schon wartenden Freunden geregelt wurde. Wir wollten nicht viel, eine Dusche, ein Bett, ein bisschen Ruhe... haste gedacht! Das Hostel betreten, kam uns ein unfreundlicher älterer Herr entgegen, der wohl nicht viel davon versteht seinen Gästen ein herzliches Willkommen entgegen zu richten. Geschockt von dem Verhalten drehten wir förmlich wieder auf der Türschwelle um und mussten für diese Nacht einen anderen Platz zum schlafen suchen! Gestresst von fehlendem Schlaf und Hilflosigkeit kann da auch schon einmal ein rauer Ton über die Lippen kommen. Zu viert machten wir uns auf die Suche nach Obdach. Gloria, unsere italienische Freundin aus Mooloolaba hielt sich ja zu diesem Zeitpunkt auch in Melbourne auf - ein Anruf, Hostel gefunden. Aber nicht, dass uns damit eine erholsame Nacht gesichert wäre, neeeiiiiiiiiiiiiiiiiin. Nach stundenlangen Diskussionen mit der Rezeption fanden wir für alle ein Bett und ein ungutes Gefühl beim betrachten des Hostel. Unsere Rezeptionskrieg ging weiter beim Betrachten der Betten - wir hätten dann gern bitte neue Laken! Nachdem wir uns selbst im Bettenmachen beweißen durften fand sich auch gleich das nächste Problem, wohin mit dem Auto??? Uns wurde gesagt, dass man nirgendwo im Zentrum kostenlos über Nacht das Auto hinstellen könnte, was nun? $12 bezahlen? Bei den Zimmerpreisen konnten wir uns das nun nicht auch noch leisten. Nach einem langen Spaziergang durch die Stadt fand man dann in einer kleinen Seitenstraße einen Platz, an dem man bis morgens 7.30 Uhr kostenlos parken konnte ohne das es abgeschleppt werden würde! Das bedeutete für uns wieder einmal, der frühe Vogel fängt den Wurm. Damit abgefunden wollten wir nur noch eins, schlafen! Auch dieser Teil unseres Vorhabens sollte uns nicht vergönnt werden. Endlich eine Position gefunden in der einem keine Federn in den ganzen Körper spießen, musste man noch eine Lösung finden wie man das Kissen am besten so positioniert damit man die Straßenarbeiten nur gedämpft hören konnte. Fazit: unmöglich! Direkt unter unserem Fenster verwirklichte Melbourne seine Umbauphase. Mit dem Gefühl der Presslufthammer könnte einen fast treffen lernte man nach ein paar Stunden auch damit umzugehen, man war ja wie gesagt hundemüde. Die Augen gerade geschlossen gab es einen Knall. Unser alkoholgetränkter Zimmergenosse ist aus seinem Doppelstockbett gefallen. Autsch! Ihm schien es nicht weiter weh zu tun, wahrscheinlich betäubt durch den bösen Geist des Alkohols. Alle Bewohner wieder putzmunter beobachteten das Spektakel. Es stand die Herausforderung wieder auf dieses Bett zu gelangen. Endlich geschafft - wieder runtergefallen! Krach, Bumm, Peng... Autsch! Das Blut kochte in unsere Adern, man wollte doch eigentlich nur ein bisschen schlafen, ist das zu viel verlangt? Nach einem kurzen "Nickerchen" wurde man wieder sanft aus dem Halbschlaf geweckt. Krach, Rumms, Bumm... jeder wusste was passiert ist! Der nette Herr scheint vom fliegen zu träumen. Aber nicht dass das schon genug wäre, nervige Leute wissen wie man immer noch einen draufsetzt. Etwas planlose trugen ihn seine Füße durch unser 8-Mann-Zimmer in eine Ecke. Man vernahm nur ein Fluchen von allen Seiten "Pinkelt der da etwa gerade in unser Zimmer???" Ein anderer Backpacker zog ihn dann eher unsanft aus der Ecke heraus und schob ihn aus der Tür. Bitte was ist das denn für eine Nacht? Womit haben wir das verdient? Förmlich mit einem Auge offen im Bett fand man nach einiger Zeit wieder ein bisschen Ruhe.
Meine lieben Leser, ihr denkt was für eine schlimme Nacht? Es geht weiter ... ;)
3 Uhr nachts kamen dann die freundlichen Herren in unserem Zimmer auf die Idee an müsste doch jetzt gehen. Es ist ja nicht so, dass man seine Taschen schon bei Tageslicht hätte packen können...neeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiin! Eine Taschenlampe circa 2 cm vor Julias Gesicht ließ auch sie einen zaghaften Schrei loswerden. Sollen wir euch vielleicht noch suchen helfen, vielleicht noch eure Taschen mit raustragen???
Genervt, halb tot vor Schlafmangel, wütend und suizidgefährdet lagen wir immernoch ausgeliefert in unseren Betten. Nervös wollte ich nach meiner Handtasche greifen, die ich wie ein Löwe auf meinem Bett bewachte. Da ich sie nicht gleich fand musste sie wohl runtergefallen sein. Eine ungeschickte Drehung und wieder ertönte ein "Krach, Bumm, Peng". Nein, unser kleiner Karlson vom Dach lag diesmal noch laut schnarchend im Bett. Besser! Mein Lattenrost gab seinen Geist auf und eine Metallstange davon fiel genau auf die Nase des schlafenden Herren unter mir. Oh nein! Mit starken Nasenbluten rannte dieser aus dem Zimmer, dazu wie alle anderen auch betrunken!
Damit wären die Geschehen einer einzelnen Nacht zusammengefasst. Bilanz: scheiß Hostel gefunden, Rückenschmerzen von den Matratzen, Kopfschmerzen von den Straßenarbeiten, immernoch Schlafmangel, minütliches Wecken durch unseren Überflieger und eine gebrochene Nase für den Herren in der unteren Reihe. Respekt! Das Weckerklingel um halb 7 morgens war wie eine Erlösung um endlich den Ausgang aus diesem Hostel zu finden. Dankeschön!
Dann hieß es für uns wieder einen Schlafplatz für die Nacht suchen, der nicht zu teuer und vielleicht ein wenig komfortabler ist. Zu viert hielten wir Kriegsrat bei einem Kaffee im McDonalds. Julias Reiseführer brachte uns dann die erlösende Möglichkeit. Ein Telefonat und eine Unterkunft war gefunden. Wir befinden uns jetzt in einem Motel, welches Apartments vermietet. Diese Miete geteilt durch 4, bzw. ab morgen durch 5 lässt uns hier billiger wohnen als die Nacht zuvor und bietet uns eine traumhafte Matratze, eine eigene Kochnische, ein eigenes Bad und Privatsphäre. Mit anliegendem Parkplatz ist auch die Autostellplatzfrage geklärt. Danke Schicksal, das haben wir aber nach diesem Tag auch verdient!
Soviel zu unseren ersten Schritten außerhalb unserem gesicherten Mooloolaba. Aufregend!
Bald geht es für uns nach Neuseeland, endlich Urlaub :D Kleiner Scherz, aber wir sind gespannt ohne Ende und die Vorfreude macht sich auch langsam bemerkbar. Jetzt huscht uns sogar ein kleines Lächeln über die Lippen, von dem gestern ganz abzusehen war. ;)
Wir verabschieden uns, und berichten euch natürlich bald alles Neue...

Es ist jetzt halb eins mittags, und wir werden jetzt endlich mal ein kleines bisschen schlafen :D

Gute Nacht, eure Großstädter xxx

Fotos werden noch folgen, da das Internet gerade zu langsam ist diese hochzuladen. ;) Ihr dürft gespannt bleiben...