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18.June 2011 - Brownsweg


Hallo ihr lieben,

Ich war die letzten Wochen etwas schreibfaul und hatte aber auch nicht wirklich das Gefühl etwas berichten zu können.

Stichting Marronage hat zwei Projekte. Eines ist die außerschulische Hausaufgabenbetreuung. Dieses läuft scheinbar sehr gut und der niederländische Sponsor ZZG hat das Geld zu dessen Finanzierung überwiesen. Davon ist nun scheinbar kein Geld mehr übrig. Die Finanzierung für das zweite Projekt wird erst nach dem Zwischenbericht über das zweite Projekt erstattet. Zu diesem Projekt gehören kulturelle Angebote, wie ein Talentabend, eine Theatergruppe, Korb flechten und meine Bewegungsaktivitäten. Beide Projekte laufen seit Februar und es ist nun Halbzeit. Was die Stiftung über das zweite Projekt zu berichten hat? Abgesehen von den Bewegungsaktivitäten NICHTS. Umso weniger verstehe ich, dass mir seitens der Stiftung so wenig Interesse und Unterstützung entgegen kommt. Der Geldmangel macht sich nun bemerkbar. Ich muss meine Unterkunft selbst bezahlen und meine Kollegin Manuella wird den gesamten Monat nicht ausbezahlt. Ihr Mann ist für die nächsten zwei Monate Gold suchen, nicht erreichbar und sitzt somit ohne einen Cent, zwei kleinen Kinder und eventuell schwanger hier fest. Marcella und Dennis (Stiftunsleiter) haben die Frauen von der Hausaufgabenbetreuung (2std mittags) noch ausbezahlt und Manuella 100 SRD (ca. 20 euro) in die Hand gedrückt gemeint sie müsste sich gedulden. Witzig! Kein Wunder, dass Manuella nun auch kündigen möchte, nachdem es nicht das erste Mal ist dass sie Probleme mit der Bezahlung hat. Damit wäre sie nach Denise, die letzte Woche gekündigt hat und die um im Büro zu arbeiten nun eigentlich auch nach Brownsweg kommen sollte, die zweite Angestellte die kündigt. Wenn Joel und Anthony nicht nach Brownsweg kommen, wär ich dann die einzige Angestellte hier.
Ich verstehe nicht, warum man nach 5 monatigem Bestehen der Stiftung noch kein einfaches Schild am Büro hat anbringen können mit ?STICHTING MARRONAGE? und stattdessen ein gebasteltes Pappschild der Praktikantin, die Leute über dessen Bestehen informiert. Ich verstehe nicht, wie man meint, eine Stiftung und zwei Projekte von der Stadt aus leiten zu können oder in dem man alle paar Wochen hier antanzt. Ich verstehe nicht, wie man nicht schon mit der Organisation der Aktivitäten für das zweite Projekt begonnen hat, wenn davon doch dessen Finanzierung abhängt und eine zuverlässige Angestellte dadurch noch nicht mal Windeln für ihr Kind oder einen Schwangerschaftstest kaufen kann. Frech! Ich verstehe nicht, wie man so viel reden kann und doch nichts tut. Wie man nach drei Monaten eine Praktikantin, die alleine arbeitet und lebt noch immer nicht an die Kapitäne hat vorstellen können, um es für sie sicherer und leichter zu machen. Mittlerweile ist es dafür auch schon zu spät. Ich verstehe nicht, wie man einer weiteren deutschen Praktikantin, die als unbezahlte Arbeitskraft hier sehr hilfreich sein könnte, durch Unzuverlässigkeit und Trödelei, beinah ihre Chance auf ein Visum und damit auf Suriname versaut.

Die Bilder die ich zuletzt hochgeladen habe, zeigen die Kinderfußballmannschaft bei ihrem ersten Training mit Roche. Da er die Kids alleine trainieren möchte, halte ich mich mit Tipps und Klugscheißereien zurück und wird ihm in ein oder zwei Stunden, Möglichkeiten für Kinderfußballtraining auftischen und einen Ordner mit Materialien zusammenstellen. Ich bin überhaupt froh, dass ich jemanden gefunden habe der auf lange Zeit mit den Kindern arbeiten möchte und das auch noch regelmäßig und verantwortungsbewusst. Ich hatte gehofft noch mehr Fußball und Schlagballmannschaften zusammenbringen zu können. Doch Einschreibungen heißen hier noch lange nicht, dass die Kinder dann auch kommen. Es wird dauern bis Gruppen und ein Teamgefühl entstehen und die Kinder regelmäßig zum Training erscheinen, bzw. sich endlich die Trainingszeit merken. Uhrzeit ist für sie völlig unwichtig. Wenn ich frage: ?Wann hast du nochmal Fußballtraining?? kommt einfach nur ?woensdag en zaterdag?. Ich hab genug davon, Listen zu füllen Wochentage und Uhrzeiten in Köpfe zu hämmern und dann alleine oder mit nur zwei Kindern dazustehen und zu warten. Auch der Faktor Wetter, nämlich tierische Hitze oder ohrenbetäubender Platzregen, so dass nur wenige Eltern ihre Kids rauslassen sind stets zu bedenken und erschweren die Planung. Aus einer Gruppe von nur 5 Kindern können genau so schnell 40 oder 50 Kinder werden, was dann einem Überfall gleicht und in Chaos ausartet. Doch mir darüber den Kopf zu zerbrechen habe ich satt. Ich habe es meiner Stiftung oft genug gesagt: Ich brauche Begleiter. Zum einen um die Kinder unter Kontrolle zu halten, als Dolmetscher und um eventuell Verantwortliche für die Zeit nach meiner Abreise zu habe. Ich bin bis auf eine Woche in diesen drei Monaten, mit einer Kollegin alleine im Büro gewesen. Meinen Boss spreche ich alle drei Wochen kurz am Telefon und auch von meiner Ansprechpartnerin, höre ich äußerst selten etwas.
Wenn ich betrachte, was ich bis jetzt von meinem ursprünglichen Plan hier habe umsetzten können, bin ich frustriert. Doch wenn ich bedenke, dass ich mich hier seit Wochen ohne große Unterstützung, rumschlage und mich und meinen Plan vor allem durch eigene Erlebnisse und Beobachtungen und weniger durch Hilfe der Stiftung anpasse, bin ich gar nich so schlecht. Ich habe Flyer verteilt, Plakate aufgehängt, mit Frauen und Mädchen gesprochen und sie 2mal die Woche um 17.00Uhr zum Frauenwalking eingeladen und motiviert. 90% der Damen schienen begeistert und mindestens die Hälfte versprach persönlich ihr Kommen. Und dennoch saß ich die letzten zwei Sonntag- und Mittwochnachmittage alleine am Treffpunkt. Nach einer Stunde des Wartens bin ich jedes Mal etwas geknickt nach Hause gewatschelt. Wie kann ich es Kindern übel nehmen, wenn ich mich mit ihnen noch am selben Tag verabrede und sie nicht kommen, wenn auch die Erwachsenen ihre Versprechungen und Absprachen nicht einhalten. Sogar Frauen die auf meinem Weg zum Treffpunkt meinten, sie würden gleich nachkommen sind nicht erschienen. Was isch da los?! frag ich mich. Von ?ich musste Sonntag ausschlafen? (?17.00 Uhr ???) bis ?ich bin halt samstags in der Stadt und komme Sonntagmittag wieder? (?17.00???) habe ich alles gehört. Doch meist war angeblich Vergesslichkeit der Grund für ihr nicht erscheinen. Von einer Dame habe ich darum nun ihre Telefonnummer bekommen um sie doch bitte anzurufen und sie daran zu erinnern!!!!