Heute war mein letzter Tag in Alice Springs und am frühen ging der Zug nach Darwin.
Zug: The Ghan.
Destination: Alice Springs-Darwin.
Länge: etwa 1500km.
Dauer: 25,5 Stunden.
Reiseklasse: Red Kangaroo.
Bis dahin hatte ich aber noch etwas vor, nämlich den Besuch des ?Central Australian Aviation Museum?, des Luftfahrtmuseums. Wenige Minuten von meinem Hostel entfernt, ist es in einem alten Hangar und zwei kleinen Nebengebäuden gelegen. Der Eintritt ist netterweise frei =). Ausgestellt sind einige ziemlich alte Kleinflugzeuge und solche mittlere Größe. Zu den Meisten gibt es eine besondere Geschichte. Weitere Ausstellungsstücke sind uralte Motoren, darunter von Rolls-Royce, hölzerne Propeller und andere Flugzeugteile, und ein paar Orginalfotos und ?zeitungsartikel zu besonderen Ereignissen in der Geschichte der australischen Luftfahrt.
Das Museum scheint nicht besonders bekannt zu sein, denn ich war so ziemlich der einzige Besucher. Echt schade, denn hier gibt es so manchen (halb)vergessenen Schatz zu finden. Zwei davon möchte ich euch näher erläutern.
Fangen wir mit den Überresten der ?Kookaburra? an. Sie erinnern an die Tragödie um Keith Anderson und Bobby Hitchcock. Im April 1929 machten die beiden sich in ihrem Kleinflugzeug, der Kookaburra auf den Weg, um eine verschollene Gruppe um Andersons Freund Charles Kingfort-Smith zu suchen und retten. Dazu überquerten sie den Kontinent von Sydney im Südosten nach Nordwesten, in das Gebiet, aus dem der letzte Funkspruch der Vermissten gekommen war. Diese Rettungsaktion war aber total überhastet und ungeplant. Sie waren schlecht ausgerüstet, hatten viel zu wenig Wasser und Nahrung dabei, ihr Kompass war fehlerhaft und ein Funkgerät war auch nicht mit an Bord. Immerhin haben sie noch zusätzliche Treibstofftanks angebracht, die jedoch zu einem Übergewicht von 180 Kilogramm führten. Da waren Motorprobleme natürlich vorprogrammiert. So kam es schließlich zu einer Notlandung in South Australia. Hitchcock, seines Zeichens Ingenieur, schaffte es den Motor provisorisch zu reparieren und so ging der Flug weiter. Bei einem Zwischenstopp in Alice Springs erhielten sie noch ein Telegramm, sie sollen die Aktion abbrechen, es sei aussichtslos und zu gefährlich, was sie aber ignorierten. Mit drei Litern Wasser, ein paar Sandwiches und etwas Kuchen, machten sie sich wieder auf den Weg. Erneute Motorprobleme zwangen sie zu einer weiteren Notlandung mitten in der Wüste, bei der das Flugzeug noch weiter beschädigt wurde. Dennoch war Hitchcock in der Lage, alles zu reparieren. Der lose Sand machte es aber unmöglich die nötige Startgeschwindigkeit zu erreichen. Daraufhin versuchten die beiden vergeblich mit bloßen Händen eine Startbahn zu schaufeln. Sie verdursteten. Besonders tragisch ist, dass Kingfort-Smith und seine Crew unversehrt und gut gelaunt, Kaffee trinkend gerettet wurden. Die Reste der Kookaburra sind erst 1978 in der Tanami Wüste entdeckt worden und sind nun, nach 50 Jahren im Wüstensand, hier im Aviation Museum in Alice Springs ausgestellt. Besonders der alte Motor ist noch erstaunlich gut erhalten.
Außerdem hängt sehr unscheinbar ein beschädigter Propeller an einer der Wände mit einer kleinen, schlecht lesbaren, in hellgrünen Lettern bedruckten, hölzernen Infotafel darunter. Ich war schon auf dem Weg nach draußen, als mein Blick zufällig darauf viel. Mit diesem Propeller ist eine ganz außergewöhnliche Überlebensgeschichte mit Hollywoodcharakter verbunden.
Es handelt sich um den ?berühmten? Propeller von Kurt Johannsen. Johannsen flog 1950 mit seinem Freund Jimmy Prince auf der Suche nach Bodenschätzen über eine Bergkette in Western Australia. Ihnen gelang eine erfolgreiche Landung, bei der sie Treibstoff aus Ersatzkanistern nachfüllten. Bei dem Startversuch blockierte dann aber plötzlich ein Rad und ihr Flieger kippte nach vorne über. Dabei brachen etwa 30 Zentimeter an jedem Ende des hölzernen Propellers ab. Völlig unvorbereitet auf eine solche Situation saßen die beiden nun da. Aber wie allgemein bekannt ist, macht Not erfinderisch. Johannsen benutzte also den Propeller als Schaufel und grub ein 1 Meter tiefes Loch auf der Suche nach Wasser. Er war erfolgreich, doch leider handelte es sich um Salzwasser. Aus den Ersatzkanistern baute er eine Apparatur, mit der er das Wasser kondensieren lies. So konnten sie etwa 6 Liter Trinkwasser pro Tag gewinnen. Dann balancierte er den Propeller auf einem Schraubenzieher und hobelte ihn so ab, dass er wieder möglichst symmetrisch wurde. So gut es ihnen möglich war entfernten sie alles unnötige Gewicht aus dem Flugzeug. Und sogar Jimmy blieb zurück, natürlich mit dem Wasserfilter und sämtlichen Essen, was sie noch hatten. Johannsen versuchte dann einen erneuten Start. Mit einem frisierten Motor, der 1400 Umdrehung/Minute mehr herbrachte als eigentlich ursprünglich, schaffte er es so gerade knapp über die Baumwipfel eines Mulgawaldes hinweg. Um Höhe zu gewinnen, orientierte er sich an Adlern, die ihrerseits Thermiken nutzen. So schaffte er es auf etwa hundert Meter Höhe, wo er die Motorleistung wieder zurückstellte. Er schaffte es tatsächlich zurück zu ihrem Basis Camp und auch Jimmy Prince konnte unversehrt gerettet werden.
Das ist doch mal eine Story oder? =D Hut ab!