Mal wieder auf Arbeitssuche

04.January 2011 - Griffith


Mit etwas zu wenig Schlaf trafen wir uns um 11 Uhr am nächsten Morgen (aufgestanden waren wir schon um 6... nur so als Information) am Olympic Park in Sydney mit unserer Mitfahrgelegenheit. Giuliano hieß der junge Mann. Da denkt man doch an einen netten Italiener oder vielleicht sogar an einen exotischen Sued-Amerikaner, aber, Überraschung, Überraschung, wie sollte es anders sein: Er war Deutscher. Dafür lief die 9-stuendige Fahrt, bis auf eine kleine Reifenpanne problemlos ab. Ich hatte gerade das Steuer übernommen, als es plötzlich einen Knall gab und das Auto merkwürdig ruckelt. Noch bevor wir an der nächstgelegenen Haltebucht alle aus dem Auto stiegen, war uns klar: Der Reifen ist im Arsch. Doch fachmännisch wurde der Reifen schnell gewechselt. Nun ja mehr oder weniger schnell. Die Radkappe wollte nicht so wie wir. Nach 15-minuetigem Einreden und ein bisschen gewaltsamer Überredungskunst gab sie allerdings nach und es konnte weiter gehen. Müde und in freudiger Erwartung auf eine Dusche kamen wir schließlich an unserem Hostel an: Pustekuchen! Die Rezeption war schon geschlossen und noch bevor wir unsere Frage an eine Bewohnerin, ob denn hier noch irgendjemand wäre der uns helfen könnte, beenden konnten, kam eine Frau aus dem Hinterzimmer und komplementierte uns unwirsch in unsere Unterkunft für diese Nacht. Am nächsten Morgen könnten wir, so die nette Dame, in unser eigentliches Zimmer einchecken.
Was uns erwartete war mehr eine Abstellkammer als sonst irgendwas: Ein Raum voll mit press an press an einander gestellten Betten, der übelsten Sorte: Kurz vorm zusammenbrechen und Matratzen, die man sich lieber nicht vom Nahen anschaut. Der Boden übersaht mit einer Zentimeter hohen Staubschicht und vom Raum neben an dröhnte in voller Lautstärke Musik, das schlimmste aber noch war, das uns die Kakerlaken über die ?Betten? liefen?das mit der Dusche haben wir dann gleich aufgegeben?.nun ja?was hatten wir schon für eine Wahl? Also gönnten wir uns noch eine Pizza, als Ausgleich zur eher fragwürdigen Unterkunft und verbrachten die Nacht extrem schlecht in unserer Rumpelkammer. Am nächsten Morgen machten wir uns dann als erstes auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Das nächstgelgene Hostel sah zwar freundlicher aus, war aber leider schon ausgebucht und auch das Hotel an das man uns weiter schickte hatte keine Zimmer mehr frei. Letztendlich sind wir nun in einem Motel gelandet mit eigenem Raum und Bad und zwei extra großen Betten für uns beide. Wie wir uns das leisten können? Völlig verzweifelt und fertig, da wir unsere Rucksacke nun schon 2Stunden bei prallem Sonnenschein( ca.27°C) durch die halbe Stadt getragen hatten, standen wir an der Theke, der zum Motel gehörenden Bar, und schauten uns nur panisch an als uns die Angestellte den Preis von 350 Dollar für eine Woche für zwei Personen nannte. Wir müssen wirklich ziemlich mitleiderregend ausgesehen haben, denn der Chef, der zu dieser Zeit gerade kam, machte uns das wirklich gute Angebot von 250 Dollar, ohne große Überredungskunst unsererseits. Dafür ohne Service und das Zimmer mit schlechtem Fernseher. Wen störest???
Nun sitzen wir hier in unserem klimatisierten Zimmer und hoffen darauf, dass sich einer der verschiedenen Leute, bei denen wir nach Arbeit gefragt haben, melden und uns mit einem Job versorgt?


Am Donnerstag haben wir von einer Bekannten, die sich momentan ebenfalls in Griffith befindet die Handynummer von ihrem ?Hostelpapa? bekommen. Seine Unterkunft war zwar ebenfalls schon ueberfuellt, aber vielleicht koennte er uns ja trotzdem Arbeit vermitteln, so unsere Hoffnung.
Am Telephon fragte uns Cesar ersteinmal, wo wir denn momentan wohnen und ob wir uns nichtin 5 Minuten mit ihm treffen wollten, das sei vielleicht einfacher als am Telephon. Gesagt, getan! Nach weiteren 10 Minuten befanden wir uns in seinem Auto (Ich weiss man soll nicht bei fremden Maennern ins Auto steigen. Tut mir leid!) auf dem Weg zum McDonalds, wo wir erst mal einen Kaffee spendiert bekommen haben. Danach folgte eine halb stuendige Ausfuehrung darueber an welche Arbeitsvermittlungen hier in der Stadt wir uns wenden koennten, wie wir unser Resume verbessern koennten und welche Moeglichkeiten es sonst noch fuer uns gaebe an einen Job zu kommen.
Zuerst dachte ich, dass dieser Mann wohl einfach viel zu viel Zeit in seinem Leben hat. Als wir aber am naechsten Tag uns mit einem anderen Typen trafen, dessen Nummer wir von Cesar hatten, und dieser uns an einen gewissen John weiterleitet, der uns ebenfalls erst einmal einen Kaffee spendierte, musste ich feststellen, dass das wohl einfach die Art der Australier hier ist. Nun ja was heisst Australier?John ist gebuertiger Tuerke und heisst auch erst seid er hier in Down Under ist John. Oh die guten Tuerken, ich wusste schon gar nicht mehr wie sie aussehen?.J
John ist nun also unser Jerry auf tuerkisch! Am Samstag haben wir zusammen mit ihm in einem Garten von einer aelteren Frau gearbeitet und Rasenspaenkler-Anlagen verlegt. Ich glaube ich habe selten einen Menschen so viele, nunja sagen wir mal, mehr oder weniger interessante Geschichten erzaehlen hoeren. So gehoere die aeltere Dame, die nebenbei bemerkt Italienerin ist, sowie ihre gesamte Familie zur ortsansaessigen Mafia. Bis auf sein Geschwafel und sein offensichtliches Anliegen auch in unserer Freizeit uns zu unterhalten, ist er aber eigenlich ein netter Kerl. Wir wurden gut bezahlt. Vor dem Arbeiten gab es einen Kaffee, zum Fruehstueck Pommes und Bier und nach getanem Werk ging es noch auf einen Burger in die naechste Schnellimbiss-Bude.
Am Abend zeigte uns John dann noch die umliegende Gegend. Das Highlight: Ein Horde Kaengurus, inclusive Baby-kaengurus, auf einem Golfplatz.
Aber wie heisst es so schoen; Wenn es zu schoen ist, um wahr zu sein, dann ist es auch meistens so!
Am Sonntagmorgen sollten wir eigentlich um 5.30 Uhr abgeholt werden, um zwiebel pfluecken zu gehen. Als um 6.30 Uhr immer noch niemand da war legten wir uns wieder ins Bett und verpassten somit auch seinen Anruf 2 Stunden spaeter. (Wir hatten in der Nacht nur etwa 2 Stunden geschlafen, da wir uns um Mitternacht dachten, das lohnt nun auch nicht mehr zu schlafen um 3 Uhr dann voellig uebermuedet schliesslich doch aufgegeben hatten.) Wie es nun weiter geht? Keine Ahnung! J Wir hoffen einfach das beste und verbringen die sonstige Zeit mit Sommerschlaf (Aussentemperaturen von bis zu 40 Grad): Im Bett rumgammeln, Instant-Nudeln in sich rein stopfen und sich nur aus dem Zimmer bewegen, wenn der Wasser- oder Toast-Vorrat zur neige geht und es Zeit wird fuer einen Besuch bei Woolworth.


Zugegebener Masen ein wenig Tageslicht bekommen wir doch noch zu Gesicht, doch trotzdem gleicht unser Tagesrythmus momentan eher dem eines Vampirs oder Rockstars, als dem eines durschnitttlichen Buerger.
Nachdem wir uns die ersten 1 ½ Wochen hier in Griffith irgendwie mit 2 Tagen Gartenarbeit finanziell ueber Wasser gehalten haben und die Zeit mal wieder mit Nichts-Tun, Kaffeetrinken und Verstand verlieren verbracht haben, ging es nun in der Nacht von Montag auf Dienstag los mit Zwiebelpfluecken. Mit ein bisschen Verspaetung kamen wir schliesslich so zwischen 2 und 3 Uhr morgens auf dem entsprechenden Feld an und los gings. Mit Kopfleuchten auf dem Boden rummgrabbeln und eine Zwiebel nach der anderen aus dem Boden reisen. Diese Nacht wurde allerdings ersteinmal als Einlaufphase genutzt und so war das ganze Spektakel nach 4-5 Stunden auch schon wieder vorbei. Trotzdem ein spektakulaerer Sternenhimmel und ein toller Sonnenaufgang. In der zweiten Nacht ging es dann schon um 1 los und es wurde fleissig bis 9 Uhr gearbeitet. Zu dieser Zeit war dann dank dutzender Phillipiner, Indonesier und Aehnlichem auch schon das komplette Gelaende abgegrast. Auf dem naechsten Feld dieses Farmers geht es erst in 3 Tagen weiter und solange werden wir hoffentlich auf dem Feld eines anderen Farmers arbiten. Allerdings ohne John, denn dieser hat sich aus was fuer einem Grund auch immer letztes Jahr mit diesem verstritten. Er vermittelt uns aber an den entsprechenden Ansprechpartner und wir bekommen Unterstuetzung in Form von Basti und Jonas, zwei Freunden die wir zuvor in Sydney kennen gelernt haben. Apropo John: Immer noch suspekt, immer noch anstrengend, aber dank zahlreicher spendierterter Kaffee und einem bewundernswerten Arbeitspensum (Wir werden nach Leistung bezahlt, allerdings werden die Zwiebeln die John, Nora und Ich pfluecken alle zusammen geschmissen und so profitieren wir natuerlich von einem erfahrenen Pfluecker) ist das ganze ertragbar und wir versuchen mit Humor und Wahnsinn das beste daraus zu machen.