Aller Anfang ist schwer

20.September 2013 - Sydney


Sydney, erste Station von hoffentlich vielen auf meiner voraussichtlich 6-monatigen Reise durch 'Down Under'.
Erster Gedanke, als ich am 09.September um circa 7:25 PM Ortszeit aus dem Flieger stieg und zu den Schaltern für die Einreisenden gelangte: Fuck, was mach ich hier?!
Selten war etwas verstörender und überfordernder als das Wissen, dass es nun erstmal kein Zurück gab und man sich den kommenden Herausforderungen bedingungslos stellen musste, wollte man hier 'überleben'. (Ja, SO melodramatisch fühlten sich diese ersten Minuten auf australischem Boden auch tatsächlich an)
Es folgten schließlich, mit leicht zittrigen Beinen diverse Stationen: in der meeeeeeeterlangen Schlange von anderen Einreisenden anstehen, Pass kontrollieren lassen, detaillierte Fragen zum Gepäck über sich ergehen lassen, Koffer abholen ("Scheisse, ist der schwer!"), sich von Hunden beschnüffeln und Mitarbeitern zurechtweisen lassen, schließlich den Ausgang finden und, schließlich, angekommen sein. Nach diesen etwa 1,5 Stunden wurde es dann auch besser. Das mit dem Flughafentransfer klappte, ich sah zum ersten Mal die Skyline der Metropole, genoss das gemütliche Hostelbett nach einem schier nicht enden wollenden (20 Stunden!) Flug und war schon etwas desillusioniert. War das wirklich die Stadt, auf die ich mich schon so lange vorbereitet und gefreut hatte?

Doch bereits die nächsten Tage zeigten, dass etwas Gold sein kann auch wenn es nicht glänzt. :)
Nach mittlerweile zwei Wochen finde ich mich hier zurecht, habe schon Einiges gesehen und erlebt und einen umfangreichen Eindruck gewonnen. Ich bin angekommen.
Einen Job habe ich zwar bisher nicht, aber der CV ist geschrieben und der erste Arbeitstag für wen auch immer lässt hoffentlich nicht mehr lang auf sich warten.
Also, als Resumé bleibt zu sagen, dass Sydney einige Attribute zugeordnet werden können.


Sydney ist ....

...jung!
Ja, wie erwartet, liegt der Altersdurchschnitt dieser Stadt eher bei 25 als bei 45. Die Horden von Backpackern, Studenten und Au-Pairs aus aller Welt und die zahlreichen Möglichkeiten zum Abtauchen in's Nachtleben tun ihren Teil dazu. Ich kann tatsächlich an einer Hand abzählen, wie viele Menschen über 60 oder 70 ich bisher gesehen habe. Der demographische Wandel scheint in dieser Stadt definitiv
statt zu finden.


...freundlich!
Wann immer man mit fragender Miene vor einem Automaten steht, keinen Studentenausweis für einen Rabatt zur Hand hat oder den Weg zum Punkt XY nicht findet: Die Aussies helfen einem weiter! Man wird wie selbstverständlich angesprochen, es wird sich trotz Großstadt-Stress Zeit genommen um einen zu gesuchtem Platz zu führen und es werden einem schon mal 10 AUD Rabatt ohne Nachweis geschenkt. Ein Grund mehr, Australien zu lieben! Denn wenn die Menschen in einer stressigen, hektischen und lauten Metropole wie Sydney schon so freundlich sind, wie sind die Leute dann erst auf dem Land? :)

....hochpreisig!
Sydney ist, kurzgefasst, einfach sauteuer. Ein Wein unter 8 AUD ist nicht auffindbar, 250g Joghurt kosten etwa 3 AUD, Obst und Gemüse ist trotz der Herkunft aus Australien nicht gerade günstig. Ein Kilo Fertig-Lasagne kostet schon mal 16 AUD und eine kleine Box gemischter Süßigkeiten gibt's vergünstigt für 10 AUD.Die Hostelpreise liegen mit etwa 25-36 AUD weit über dem landesweiten Durchschnitt. Eine Ausnahme der ganzen (zumindest für Backpacker mit leerem Geldbeutel) Wucherei sind Klamotten. Günstige Bekleidungsgeschäfte gibt es hier wie Sand am Meer und ein hochwertiges Partykleid, welches in Deutschland vielleicht 50 ? gekostet hätte, kriegt man schon mal für 30 AUD. DAS erfreut mein Herz! :)

...multikulturell!
Nie zuvor habe ich so viele verschiedene Nationen angetroffen wie hier. Zum Einen machen die Scharen von Backpackern aus allen Teilen der Erde Sydney zu einem kulturellen Event. Zum Anderen scheinen in dieser Stadt mehr Menschen asiatischen Hintergrunds zu leben als Australier selbst. Besonders in's Auge stechen asiatische, meist besonders akkurat und stilvoll gekleidete, jüngere Frauen, die sich in einem der Hunderten Frozen-Yogurt-Shops oder im chinesischen Restaurant um die Ecke tummeln. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass mein Hostel nicht weit von Chinatown entfernt ist.
Generell aber gilt: Keine Nation, die es hier nicht anzutreffen gibt. "Where're you from?" ist somit auch die Frage Nr. 1. Und das ist verdammt gut so, weil es einen riesigen Teil des Flairs dieser Stadt ausmacht!

...wunderschön!
Opera House, Darling Harbour, Circular Quay, The Rocks, Bondi Beach: Umwerfend. Und dennoch hat Sydney noch so viel mehr zu bieten als die bekannten Touristenattraktionen. Saubere Straßen, riesige Grünflächen, eine kluge Konzeption von Wolkenkratzern neben romantischen Parks am Hafen oder auch einfach nur der botanische Garten mit freilaufenden Ibus (Vögel).
Sydney ist verdammt lebens-und liebenswert!