Buddha, Yaks und Dalai Lamas

18.September 2010 - Tibet


TIBET

Tachideleh Ihr lieben,

Durch das von Nepal nördlich gelegene Tibet, der ehemaligen Heimat des Dalai Lamas, führte uns der Weg unserer Reise. Von Kathmandu bis zur tibetischen Grenze ist es eine 3 stündige Busfahrt. Angekommen an der Grenze erkennt man sofort, dass alles in chinesischer Hand sich befindet und die Regierung strenge Regeln für die Einreise nach Tibet vorsieht. Es ist strengstens untersagt Fotos von den strammstehenden Chinesen der Armee zu machen und auch jegliche Bücher und Bilder über Tibet, besonders über den jetzigen Dalai Lama sind verboten in das Land einzuführen. Ohne einen chinesischen Guide ist es nicht möglich in das Land einzureisen. Bei der Taschenkontrolle an der Grenze verbringt man somit eine kleine Ewigkeit und bekommt sofort einen ersten Eindruck über die Auswirkungen der Eroberung Tibets durch die Chinesen im Jahre 1959. Uns stand eine 8 tägige Tour mit einer internationalen Gruppe über das Dach der Welt in die Hauptstadt Lhasa bevor. Der erste Eindruck an der Grenze wird nach den ersten Metern bestätigt. Chinesische Zeichen und Plakate wo man nur hinschaut, typische sozialistische Plattenbauten, wie ich sie aus meiner Kindheit in der DDR kenne und auch die Einwohner sind eine Mischung aus Tibetern und Chinesen. Ich habe ein sehr trauriges Gefühl bekommen, bei der Vorstellung, wie viel Kultur und Religion die Chinesen den Tibetern genommen haben müssen. Nur wenige Kilometer von Kathmandu entfernt fühle ich mich fremd und in einer völlig anderen Welt. Mit der englischen Sprache kommt man hier kaum weiter und auch die Speisekarte scheint mir ohne Dal Bhat ganz merkwürdig. Alles ist viel ruhiger und viel weniger Autos und Menschen beleben die Straßen. Tibet ist inmitten des Himalayas und bereits die erste Nacht haben wir in einer Höhe von 3700 m verbracht. Die Pässe, über die wir gefahren sind befinden sich in 5400 m Höhe und ich kann Euch sagen, dass die Luft da oben verdammt dünn ist. Die ersten Tage in Tibet habe ich mich sehr mit starken Kopfschmerzen und Schwindel gequält und auch die Nächte sind in der Höhe für mich eher weniger erholsam gewesen. Julian hat das alles um einiges besser weggesteckt. Zum Ausgleich wurden wir aber mit einer wunderschönen Szenerie aus unendlicher Weite mit Blicke auf weiße Berge(bis zu 8000 m hoch, leider hat der Mt. Everest beschlossen sich vor uns hinter den Wolken zu verstecken), auf Jaks und unzählige Schafe und auf die kleinen urigen Bergsiedlungen, in denen die Tibetern mit ihren Sonnen- und Kälteverbrannten Bäckchen aus ihren Hütten schauen. Tibeter sind ein richtiges Bergvolk und die tibetische Religion ist ausschließlich der Buddhismus. Unzählige Klöster und Stupas befinden sich hier und es waren weitaus mehr, bevor die Chinesen einen Großteil davon einfach zerstört haben. Im tibetischen Buddhismus gibt es über 1000 Buddhas, alle haben einen Namen und eine Geschichte und mir scheint es unmöglich auch nur einen kleinen Teil mir merken zu können. Tibeter scheinen mir sehr gläubig und mit ihrem türkisen Schmuck in Ohren und um den Hals, die Gebetsmühlen mit der Hand drehend laufen sie durch die Straßen. Auch die Meditationsketten scheinen eine große Bedeutung zu haben, und Kugel um Kugel schieben die mit dem Daumen die 108 Kugeln über das Band, während sie in einer Art meditativen Gesang ihre Mandren murmeln. Die Zahl 108 hat im Buddhismus eine besondere Bedeutung, waren es doch 108 Bücher der Schriften Buddhas. Der Buddhismus ist aus dem Hinduismus entstanden und kam aus Indien durch Buddha Padmasambava nach Tibet. Dadurch hat dieser Buddha eine besondere Bedeutung für die Tibeter. In den Bergen herrschen für das Volk besonders harte Bedingungen, denn die Luft ist kalt und trocken, die Sonne verdammt stark. Schaut man den Menschen ins Gesicht erkennt man schnell die verbrannte Haut an Wangen und Lippen. Die Bindehäute der Augen sind stark gerötet durch den Qualm, der in den Hütten durch Feuerholz entsteht und wenig weg nach außen findet. In den kalten Wintermonaten wechseln Tibeter ihre Kleidung monatelang nicht, um sich vor der Kälte zu schützen. Viel Yakfleischsuppe und Buttertee(aus ranziger Yakbutter, Salz und Schwarztee) gibt ihnen die notwendige Energie. Dieser Yaktee ist für mich allerdings nicht genießbar. Ein weiteres typisches Produkt ist auch Zambav (Rogen gemahlen, ziemlich trocken zum essen, merkwürdiges Gericht). Tibeter lachen einfach immer. Der Tibeter möchte so viel wie möglich an gutem Karma verteilen, denn dies ist unter anderem Voraussetzung, um dem Leid der ständigen Wiedergeburten zu entgehen. In den vielen Klöstern meditieren die Mönche täglich, um Nirvana und Erlösung aus allem Leid zu erreichen. Lhasa, die Hauptstadt Tibets besteht leider nur noch zu einem kleinen Teil aus dem alten tibetischen Lhasa. Übersall sieht man chinesische Armee mit Gewehren. Im tibetischen Museum werden die schon lang bestehende ?chinesisch-tibetische Freundschaft? und die ?Befreiung? Tibets durch China dargestellt. Der Dalai Lama Potalapalast habe ich als eine richtige Tourinummer empfunden, in der man nach Anmeldung genau 1 Stunde Zeit hat um durch die Räumlichkeiten gedrängelt zu werden. Immerhin haben die Chinesen Respekt vor diesem uralten Bauwerk, welches Wohnsitz aller Lamas war, und haben ihn auf dem 50 Yuan Geldschein abgebildet. Die Chinesen haben den Tibetern einen Großteil ihrer Traditionen und Religion verboten und nachdem viele Menschen bei der Eroberung durch China ihr Leben verloren haben, ist Tibet heute nur noch ein kleiner Teil des riesengroßen Chinas.
Wer von Euch Lust hat einen ganz tollen Film über eine Yak karavane durch den Himalaya von Nepal nach Tibet zu schauen, dem empfehle ich den Film von Eric Vali ?Himalaya?.

Alles Liebe nach Hause