Nach einem ueppigen Abendessen, einem sehr angeregten Gespraech an unserem Tisch (wir haben ganz bewusst auf deutsche Gesellschaft verzichtet und 2 Australierinnen aus Melbourne - Mutter und Tochter -, ein Ehepaar aus Seattle - er arbeitet weltweit im Fischfanggeschaeft, sie ist Fotografin- , und ein argentinisches Paar -sie betreiben ein Luxushotel in Ushuaia - als Tischnachbarn gewaehlt und das hat sich als Gluecksfall erwiesen) und einer Einweisung fuer die morgendliche disembarcation im Zodiak schlafen wir irgendwie unruhig. Freilich - genauso haben wir das gewollt, aber die Vorstellung, frueh um 6 Uhr in so einem Schlauchboot vor Kap Hoorn ausgesetzt zu werden ...?
Frueh ist es stockdunkel, aber fuer diese Verhaeltnisse erstaunlich mild und fast windstill. Waehrend wir zuschauen wie die Boote zu Wasser gelassen werden, wir uns in die Rettungswesten zwaengen und uns (ich vor allem!) vorstellen wie das waere, wenn wir in diesem kalten, fast schwarzen Wasser paddeln muessten, geht die Sonne auf und alles wird in ein rosa Licht getaucht. Das Kap wird in der Ferne sichtbar und wir sind ploetzlich fest entschlossen, es zu erobern, komme da was wolle. Also rein ins Boot - viele hilfreiche Haende erleichtern den schaukelnden Einstieg, man muss immer drei Schritte gehen, Cha-Cha-Cha wie unser guide sagt, dann auf den nassen Rand setzen und nie aufstehen - und los geht es. Das Kap ist karg, ein steiler Weg fuehrt an die Spitze und wer haette gedacht, dass man hier ins Schwitzen geraten kann. So eine Rettungsweste ist naemlich ziemlich schwer. Auf halbem Weg werden wir vom Vertreter der Armada de Chile begruesst, die hier einen Posten hat ( soll gut fuer die Karriere sein, wenn man sich hier fuer ein Jahr freiwillig in die Einsamkeit begibt), dann geht es hinauf zum beeindruckenden Denkmal aus einer Stahlraute, nur durchbrochen von einem Albatross, der fuer die Seelen all der Seefahrer steht, die bei der Umrundung ums Leben gekommen sind (ca 10 000!). Nur jetzt keine duesteren Gedanken! Wir bewundern die Leistung der Erbauer, denn hier herrschen nicht selten Windgeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern und mehr, das Material wird extrem abgenutzt, da braucht es schon einen sehr guten Designer und Ingenieur.
Als wir dann auch noch mit dem Schiff das Kap umrunden konnten ( nur hoechstens zweimal in der Saison wegen der Wetterbedingungen, oft kann man gar nicht anlanden und muss sich mit einem Blick von Deck aus begnuegen), versoehnten wir uns ganz mit dem Schicksal, das uns letztes Jahr so Knall auf Fall nach Hause geschickt hatte. Wir duerfen, wie wir am Abend erfuhren, uns von nun an Caphorniers nennen ( eine Vereinigung von Seefahrern, die das Kap umrundet haben) und - so oft wir wollen - gegen den Wind pissen! Wenn das kein Privileg ist!
Am Nachmittag dann noch ein weiterer Ausflug mit schweisstreibendem Aufstieg durch den antarktischen Regenwald hinauf zum Mirador ueber der Wulaiabucht - so schoen kann Natur sein. Alle, die mit hinaufgeklettert waren, schwiegen 5 ganze Minuten und genossen es - eine solche Stille ist sehr entspannend und sehr empfehlenswert.