So, mittlerweile hat Australien mich wieder. Ob es darüber froh ist, weiß ich nicht, aber ich bin es. Der Flug verging reibungslos und ich konnte sogar ein bisschen schlafen, obwohl es sehr frisch in der Kabine war und ich kein JetStar-Komfort-Paket (aufblasbares Nackenkissen, Fließdecke und Augenklappe) gebucht hatte und auch keine AUD 8,- dafür ausgeben wollte. Gegen drei Uhr war ich durch sämtliche Sicherheits- und Einreisekontrollen durch und setzte mich in den schon wartenden Shuttlebus in die Innenstadt. Die freundliche Fahrerin setzte mich dann allerdings in Kenntnis, dass sie erst in einer Stunde losfahren würde, da sie neben dem Flug aus Singapur auch die Passagiere vom Flug aus Bali mitnehmen müsse und der wäre noch nicht gelandet, aber ich könnte mich gerne auf der hintersten Bank schlafen legen. Äääääh, ne danke! Also, gönnte ich mir den Luxus eines Taxis für AUD 30,- und fuhr in mein Hostel.
Den nächsten Tag verbrachte ich damit laaaaaaaaange zu Schlafen und in der Bibliothek das kostenfreie Internet zu nutzen. Sonntag war dann Bummeln an der Reihe.
Für den Montag wollte ich dann endlich ein bisschen Programm machen. Ich nahm mir auf Rat einer netten Dame, die mich bei McDonalds unverhofft zu Cappuccino und Schoko-Muffin eingeladen hatte, zu Herzen und fuhr in den Litchfield National Park. Leute, ich kann euch sagen: DAS PARADIES! Es handelt sich um einen kleinen überschaubaren National Park, direkt gegenüber des wesentlich berühmteren Kakadu National Parks (der größte National Park Australiens). Er besteht aus vier Wasserfällen und mehreren tollen Wanderwegen. Ich hielt an einem Parkplatz in der Nähe einer Schwimmstelle am Florence Creek. Nach einer Runde Plantschen (Schwimmen geht nicht wirklich), folgte ich der Empfehlung meines mittlerweile ganz schön zerrupften Lonely Planets und lief den 30minütigen Wanderweg zu den Florence Falls und ließ das Auto stehen. An den Florence Falls angekommen, gelangte ich zu meiner absoluten Traumstelle. Die Florence Falls sind der WAHNSINN! Man kann im Auffangbecken schwimmen und kommt sogar bis unter die Wasserfälle. Herrlich! Leider stellte es sich dann doch als Nachteil heraus, dass ich das Auto habe stehen lassen. Denn es fing das Regnen an, aber frage nicht nach Sonnenschein ;) Zum Glück hatte ich noch den Bikini an und meine Klamotten waren mit der Kamera in der Tasche. Um mich und die Tasche ein bisschen zu schützen, legte ich mir noch das Handtuch um. Am Van angekommen, musste ich das Handtuch dreimal auswringen bis kein Wasser mehr heraustropfte und ich es einigermaßen verstauen konnte. Der starke Regen hörte dann auch auf und ich konnte mir im Nieselregen den restlichen Park ansehen. Trotz des Regens war es ein absolut gelungener Ausflug und eine gute Alternative zum Kakadu National Park (dessen meisten Attraktionen wegen der Regenzeit sowieso geschloßen waren).
Die Tage bis Kathrins Rückkehr verbrachte ich mit Bummeln durch Darwin, einigen Kinobesuchen und Jobsuche. Da wir ja noch drei Wochen Zeit haben bis wir in Sydney sein müssen (Christian kommt über Weihnachten und Silvester nach Sydney und meine Freundin Diana ab dem 29.12. für vier Wochen) hatten wir uns überlegt noch ein paar Tage Farmarbeit zu suchen. Außerdem fehlen uns ja noch 10 Tage für unser 2nd Year Visa. Manuel, ein Hostelmitbewohner, suchte auch und zusammen stießen wir auf einen Aushang, auf dem Arbeiter auf einer Mangofarm nicht weit von Darwin für zwei Tage Turbo-Mango-Pflücken gesucht wurden. Wir bewarben uns dafür und ohne großes Auswahlverfahren wurden wir genommen.
Seitdem Kathrin wieder da ist, wohnen wir nun auf einem anderen Campingplatz in Darwin, wo wir die Zeit bis zu unsrem Mangopflückjob überbrücken. Zu zweit erscheint es mir sicher genug und außerdem ist ein Hostel für zwei Personen zu teuer. Dieser Campingplatz ist bisher der absolut luxuriöste und auch nicht teuer. Wir haben die Auswahl zwischen zwei Swimmingpools (der dritte ist saisonbedingt geschloßen), die wir auch ausgiebig nutzen, da es nach wie vor sauheiß und schwül ist. Zur Zeit residiert ebenfalls die A-Jugend des Melbourner AFL-Football Clubs (AFL = Australian Football League) auf dem Campingplatz, was sehr zu unserer Belustigung beiträgt. Wir sind also umgeben von 20 testosterongeballten jugendlichen Muskelprotzen, die die Anwesenheit zweier junger hübschen deutschen Backpackerinnen als Anlass sehen ein bis zehn Schauläufe pro Tag zu veranstalten. Kathrin und ich haben einen Heidenspaß!
Leider ereignete sich heute ein weniger schöner Vorfall, von dem ich euch erzählen will. Kathrin und ich waren mit unserer Fulsci auf dem Heimweg zum Campingplatz als wir an eine ganz frische Unfallstelle kamen. Die Motoren, der beiden frontal ineinander gecrashten Autos qualmten noch, glücklicher Weise waren aber vor uns schon einige weitere Ersthelfer vor Ort. Wir hielten am Rand, schnappten uns unser Erste Hilfe Set und schauten, wo wir helfen konnten. Am Straßenrand lagen bereits sechs Kinder im Gras. Allerdings steckten in jedem der Autos zwei Erwachsene fest und die helfenden Männer versuchten sie vergeblich herauszubekommen. Da bei den Erwachsenen jede Menge Helfer waren und ich zugeben muss, dass ich auch nicht gewusst hätte, was ich dort tun muss, kümmerten wir uns um die Kinder. Es waren vier Aborigine-Kinder, ein ?weißer? Junge und sein sechs Monate alter Bruder. Das Baby hatte zum Glück nur einen Schnitt in der Hand und konnte auf dem Arm einer Frau beruhigt werden. Sein vierjähriger Bruder hatte nur ein paar Einschnitte vom Sicherheitsgurt an Bauch und Schulter und stand natürlich unter Schock. Er fragte im Gegensatz zu den anderen vier Kindern kein einziges Mal nach seiner Mutter, was mich doch sehr wunderte. Wesentlich schlimmer dran, waren die Aborigine-Kinder. Das Mädchen hatte ein doppelt gebrochenes Bein, das schräg vom Körper abstand. Der älteste Junge hatte ein gebrochenes Schlüsselbein und einen riesengroßen Schnitt am Bauch vom Gurt. Der zweite Junge hatte sich mit dem Gurt die komplette rechte Brustwarze abgeschnitten. Die Verletzungen des dritten Jungen kann ich nicht genau sagen, aber alle vier fielen immer wieder in Ohnmacht und wir versuchten sie ständig wach zu halten, stellten sinnlose Fragen wie ?Was ist deine Lieblingsfarbe?? etc. Mittlerweile war auch Feuerwehr, Polizei und Notarzt eingetroffen, doch auch diesen gelang es nicht die Eingeklemmten schnell zu befreien. Es musste das komplette Autodach aufgesägt werden. Insgesamt waren wir bestimmt 2,5 Stunden an der Unfallstelle bis alle im Krankenhaus waren. Was aus den Erwachsenen geworden ist, wissen wir leider nicht, aber immerhin waren die Kinder nicht lebensgefährlich verletzt. Es ging immer wieder das Gerücht herum, dass die Aborigine-Mutter tot sei, aber sicher wissen wir es nicht und sind auch froh darüber. Wie der Unfall passieren konnte, können wir nicht genau nachvollziehen, denn es war eine schnurgerade und breite Straße, aber definitiv war das Aborigine-Auto überladen. Da die Presse auch nicht lange auf sich warten ließ, konnten wir uns vorhin selbst in den 19-Uhr-Nachrichten bewundern. Mich sogar in Nahaufnahme.
Zur Ablenkung werden wir heute abend schön Feiern gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Morgen früh wird dann noch Manuel abgeholt und dann geht es nach Berry Springs auf die Mangofarm.