Freitag, 7. Mai 2010
Irre, jetzt ist schon wieder die erste Mai-Woche rum...
Jetzt bin ich in Kaikoura, nördlich von Christchurch, und gerade vom Wale kucken zurück gekommen. Wir hatten hervorragende Bedingungen und dazu auch ein Quentchen Glück.
Dazu kam ich ganz spontan, weil die Wal-Watch-Station direkt am Bahnhof ist und ich quasi aus dem Zug raus und in die Wale reingestolpert bin. Also gleich gebucht und juchu, Glück gehabt und einen Platz mittags um viertel nach eins ergattert.
Nachdem ich im Hostel eingecheckt hatte, wars dann auch schon fast soweit und es ging los. Ein Wust von Koreanern und Taiwanesen, insgesamt 60 Leute, davon 10 Europäer, der Rest Asiaten, aber immerhin keine Kinder. Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung hieß es: Alle in den Bus einsteigen und ab zur anderen Seite der Halbinsel, wo die Boote liegen. 5 Minuten Fahrzeit und los ging's auf eine von 5 Vesseln. War alles viel komfortabler als ich gedacht hatte, das Boot selber fasst 60 Passagiere plus zwei Kapitäne plus eine Stewardess plus einen Guide, der interessante Dinge über Kaikoura und Neuseeland und die Wale erzählt hat. Zuerst mit Hilfe einer sehr gut gemachten Powerpoint Präsentation, aber die ist leider mitten drin abgestürzt, sodass wir nicht durchgehend die momentane Geschwindigkeit des Bootes und die Wassertiefe verfolgen konnten, aber dafür gab es ja den Guide.
Die zu sehenden Wale sind Pottwale, zu Englisch ?Sperm Whales?, die so dicht an die Küste kommen (bis zu 1 Kilometer oder sogar noch näher), weil die Wassertiefe schlagartig von 100 auf fast 900 Meter abfällt und daher das ganze Plankton und sonstige Futter reichlich vorhanden ist. Hängt wohl mit einer Art ?Unterwassercanyon? zusammen, der aufgrund seiner Struktur dafür sorgt, dass sich die unterschiedlich temperierten Wasserbereiche mehr oder weniger dauerhaft vermischen und daher sehr nährstoffreich sind.
Pottwale sind wohl auch die Spezies, die am tiefsten tauchen (bis zu 2,3 Kilometer!), davon abgesehen, dass sie zu den größten Säugetieren gehören (18 bis 20 Meter lang und bis zu 40 Tonnen schwer!) Das ist so lang wie ein Jumbojet, aber doppelt so schwer! Eine einzige Vorderflosse von so nem Koloss ist so groß wie ein VW-Käfer!
Das war schon sehr beeindruckend, vor allem, als der Guide so nebenher erwähnt hat, dass das Boot 18 Meter lang ist und die Wale gerne direkt darunter her schwimmen...
Außerdem wurden wir noch belehrt, dass sich Wale durch ?Klick?-Geräusche verständigen, die man nur mit Ultrasound wahrnehmen kann und dass sie eine Vielzahl unterschiedlicher ?Klicklaute? haben, die vor allem in der Brunftzeit eine Lautstärke von 230 Dzb erreichen können. Das ist lauter als ein Gewehr direkt neben dem Ohr abgefeuert... Schon irre, was die Natur so zu bieten hat.
Nachdem trotz idealer Bedingungen an den ?typischen? Sichtstellen keine Wale zu sehen waren (oder ihre ?Blowholes?), tauchte Jamie, der (weibliche) Kapitän, ein Mikrofon ins Wasser und versuchte, die Tiere aufgrund ihrer Schallwellen zu orten,was nach einigen Versuchen auch klappte. Also alle wieder ab ins Bootsinnere, Fahrt aufgenommen, denn die Wale warten ja nicht, wenn sie auftauchen, bis das Boot da ist.
Und nach ungefähr 2 nautischen Meilen war er da, in seiner ganzen Größe von ?nur? 10 bis 12 Metern! Die Entfernung zum Boot waren vielleicht 50 Meter. Das war schon beeindruckend. So ein Koloss, obwohl man nur einen Teil vom Rücken und das Blowhole gesehen hat, wenn er Luft geholt hat.
Leider blieb er fast komplett unter Wasser und seitlich vom Boot, was das ?typische Schwanzflossenbild? ein bisschen abgeändert hat, aber immerhin.
Nach weniger als 2 Minuten war er auch schon fertig mit Luft holen und Muskeln und Blut mit Sauerstoff anzureichern, was der Hauptgrund fürs Auftauchen ist (neben dem ?Ablassen? von Gasen, die sich unter Wasser so ansammeln) und ist wieder verschwunden, um in zig Metern (oder gar Kilometern) Tiefe nach Futter zu suchen.
Damit war aber das Spektakel noch nicht zu Ende, denn jetzt ging die insgesamt 3,5 Stunden dauernde Tour zum ?Seehunde- und Austernfischer-Felsen?, wo sich Dutzende Seehunde in der Sonne geaalt haben und Hunderte Austernfischer (eine Vogelart, die Austern mit ihrem Schnabel knacken und fressen) ihre Federn putzten.
Sehr putzig anzusehen, aber der Geruch war der Hammer! Das hängt wohl damit zusammen, dass die Seehunde (wie Pinguine) ihr Fell ?ölen? müssen, damit es wasserabweisend bleibt und das Sekret, mit dem sie das tun, stinkt extrem nach totem Fisch.
Außerdem gab es noch Albatrosse, die größte Vogelart der Welt, und natürlich Delfine! Das war eine Spezies, von denen ich noch nie gehört hatte, sind wohl nur in Neuseeland heimisch. Dusky-Delfine. Die haben, im Gegensatz zu ihren ?europäischen? Verwandten eine Art weißen ?Bauchlatz? und sind deutlich kleiner, aber trotzdem total schnell und verspielt.
Irre, in was für einer Geschwindigkeit die kleinen Gesellen Wettschwimmen mit dem Boot gemacht haben! Dagegen waren die Seehunde, die nur faul in der Sonne rumgelegen sind, zwar putzig, aber langweilig... Außerdem gabs noch FlicFlacs zu bewundern und natürlich das typische ?aus dem Wasser springen?. Was mich am meisten beeindruckt hat, war zum einen die Masse an Delfinen, das war eine Schule von bestimmt 30 bis 40 Tieren, und zum anderen, wie dicht die an bzw. unter dem Boot her sind.
Ein sehr unterhaltsamer Tag auf jeden Fall! Auch mit dem Wetter hatten wir richtig Glück, es war ein bisschen bewölkt, aber immer noch sonnig genug, um alles genauestens zu sehen. Nur das Boot hat mir wieder in Erinnerung gerufen, dass ich die Strecke von Picton nach Wellington am besten per Flugzeug und nicht per Fähre zurücklege...
Samstag, 8. Mai 2010
Heute mach ich mir einen faulen Tag mit Walks in der Umgebung und am Strand und morgen geht?s mit dem Zug dann weiter nach Picton, zum Marlborough Sound, und von dort nach Nelson und (hoffentlich) in den Tasman Nationalpark. Aber das ist natürlich vom Wetter abhängig.