Good bye Alice Springs
Heute ist meine letzter Tag in Alice Springs. 4 Monate war ich nun hier. Eine ganz schön lange Zeit. Die ersten 4 Wochen waren hart, ohne Arbeit und Geld im Auto wohnen und auf Antworten meiner Bewerbungen warten. Dann der erste Job im Fahrradladen, der 2. Job in der Reinigungsfirma und schließlich mein Hauptjob als Gerüst- und Innenausbauer. Das war dann schon fast wieder zu viel und ich kam an die Grenzen meiner körperlichen Belastbarkeit.
Positiv war auf jedenfall der Einzug bei Mike. So wurde ich wirklich in das australische Leben integriert und fühlte mich auch fast schon wie ein Australier. Zeitweise kam es mir vor, als wäre ich schon immer hier gewesen.
Aber Alice ist eine harte Stadt. Viel Gewalt und eben doch abgeschieden vom Rest des Kontinents. Durch die zentrale Lage ist jede größere Stadt über 1000 km entfernt. Durch den höchsten Bevölkerungsanteil an Aboriginals in ganz Australien (ca. 30 %) ist allerdings auch der Rassismus entsprechend stark ausgebreitet. Damit hatte ich immer zu kämpfen, wollte ich mich doch nicht gleich mit Arbeitskollegen oder Chefs streiten, wenn diese mal wieder davon sprachen, eine rein ?weiße? Welt wäre um so viel besser, und die ?Abos? seien sowiso an allem schuld und würden ihr ganzes Leben lang von der Regierung bezahlt und müssten nie arbeiten?
An meinem letzten Arbeitstag sagte ein Arbeitskollege zu mir, ich solle auf keinen Fall in Broome an der Westküste haltmachen, der Ort sei voll von ?Niggern?. Da platze mir der Kragen und ich meinte, damit hätte ich kein Problem. Verwundert fragte er mich warum, und ich erwiderte, ich sei eben kein Rassist. Da war er ruhig und wir sprachen den Tag über nicht mehr viel miteinander?
Ein anderer, etwas toleranterer Arbeitskollege wurde vor ein paar Wochen abends vor dem Pub überfallen, niedergeschlagen und ausgeraubt. Er wunderte sich hauptsächlich darüber, dass er wohl von Weißen ausgeraubt wurde?
Letzte Woche wurde über Nacht Mikes Auto aufgebrochen und ausgeräumt. Glücklicherweise hatte er nichts von bedeutendem Wert in seinem Auto. Als er darauf hin zur Polizei ging, um den Einbruch zu melden, wurde er mit den Worten abserviert, hier würden jeden Tag Menschen überfallen, vergewaltigt und ermordet, und er wolle tatsächlich so eine Kleinigkeit wie eine eingeschlagene Autoscheibe zur Anzeige bringen ? Da ging er unverrichteter Dinge wieder nach Hause?
Ich persönlich hatte in meiner Zeit hier keinerlei Probleme mit Aboriginals, wurde ein einziges mal um eine Zigarette angeschnorrt, das wars aber auch. Mir tut der Anblick der auf der Straße sitzenden und mit Alkohol oder Drogen vollgepumpten Aboriginals eigentlich nur leid. Sie geben hier einfach ein sehr unschönes Bild von sich ab. Ich kann schwer nachvollziehen, warum sie heutzutage, wo ihnen von Rechts wegen alle Möglichkeiten offen stehen, nicht einen eigenen Stolz entwickeln und sich ihrer Herkunft und Fähigkeiten mehr bewusst sind. Aber wahrscheinlich wurden sie einfach zu lange unterdrückt und gedemütigt?
Ich freue mich schon, wieder unterwegs zu sein, ist doch der Weg immer schon mein Ziel gewesen. Ich gebe damit zwar wieder allen ?normalen Komfort? auf, aber bin dadurch auch noch mal viel unabhängiger. Und inzwischen habe ich mich in meinem Auto auch ganz gut eingerichtet. Meine neuste Errungenschaft ist eine ?Bord-Bar?. So steht´s zumindest auf der Verpackung. Um genau zu sein ist das eine elektrische Kühlbox, die man an den Zigarettenanzünder anschließen kann, damit das Bier auch bei 45 Grad angenehm kühl bleibt?
Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Wochen nicht mehr so oft ins Internet können, da ich nun wieder auf Internet-cafes angewiesen bin. Allerdings versuche ich doch mindestens alle paar Wochen einen Eintrag in meinen Blog zu stellen. Außerdem passiert nun ja auch wieder was und es gibt mehr zu erzählen?
Alles liebe, euer Aussi Ben