Die zweite Station auf meiner Reise ist Surfers Paradise. (Zufälligerweise) wohnt hier auch der Fabian und ich hab mich auch erst mal für eine Woche im Cheeres Backpacker einquartiert. Freu mich denn Jungen mal wieder zu sehen und mit ihm sein bis dato 4-Bett-Einzelzimmer brüderlich zuteilen. Surfers Paradise scheint es dem Burschen wirklich angetan zu haben und ich denk mir, wenn der erst einen Job gefunden hat, wandert der bald ganz hier hin aus.
Fabian meinte mir dann auch zu erst mal zu zeigen wie ein Backpacker so lebt und vor allem wie er einkauft. Homebrand (Hausmarke) ist Pflicht. Aber nach ein paar Tage hier muss ich echt mal sagen, mit Fabian Nahrungsmittel einzukaufen ist anstrengender als mit mancher Frau shoppen. Wer 10 Minuten braucht um zu überlegen, ob er sich denn nun eine Cola holt und wenn ja welche oder laut das Für und Wider für den vermeintlichen Luxus einer Bananen im Frühstücksmüsli debattiert... naja um ehrlich zu sein ist das ganze schon extrem lustig. Ein passende Umschreibung für dieses Verhalten: Backpacker Lifestyle, möglichst billig überleben.
Am Abend wurden ich dann auch in ein weiteres Geheimnis eingeweiht. Goon ist ein Wein (wohl eher das was bei der Produktion daneben gelaufen ist) der in 2 und 4 Liter Plastiksäcken verkauft wird. Es ist also dementsprechend billig. Übersetz heißt Goon übrigens Kopfkissen und der dann leere Beutel lässt sich auch genau als solches nutzen, was auch für die folgende Nacht und den nächsten Morgen sehr hilfreich, wenn nicht gar dringend erforderlich ist. Aber was beschwere ich mich eigentlich, ich zog doch gerade in die Welt aus und ihre unterschiedlichen (Trink-)Kulturen kennen zulernen. Also heißt es auch hier wie so oft, Maul halten und schlucken. Na dann Cheers!
Was ist sonst noch so geschah? Am zweiten Abend hab ich tatsächlich zum ersten mal in meinem Leben gekocht. Und es hat auch noch geschmeckt! Naja eigentlich haben wir zwei gekocht, aber trotzdem sehe ich das als meine Kochgroßtat. Nudeln mit Pasta. Hey, jeder hat mal klein angefangen. Der Goon hat mich am ersten Abend so überzeugt, dass er sich im Verlaufe der folgenden Tage schon des öfteren wieder in unsere Zimmer und in meine Leber verirrt hat. Er schmeckt zwar mit jedem Mal schlechter, aber er ist billig. Backpacker Lifestyle ist gar nicht so weit entfernt vom Asozial Lifestyle.
Die Leute hier im Hostel sind echt korrekt. Eine wunderbare Mischung aus Aussteigern, gescheiterten Personen und einigen Verrückten.. Genauso hab ich mir das hier vorgestellt. Und auch Surfers Paradise ist ein schöner Ort, irgendwo zwischen australischem Ballermann und Miami. Nur ist es halt noch verdammt kalt, teilweise knapp 10 Grad nachts und es ist dementsprechend hier noch Nebensaison. Zur Hauptsaison muss es hier aber brechend voll sein.
Ansonsten wollen Fabian und ich uns jetzt die nächsten Tage auf Jobsuche machen. Denn kaum hab ich mich im letzten Eintrag über die Leute aus meinem ersten Hostel aufgeregt, die praktisch nur vor ihren Laptops hingen, machen wir seit 2 Tagen auch nichts anderes. Da ist es in Australien nicht viel anderes wie zuhause, es ist verdammt langweilig, wenn man nix zu tun hat. Und verdammt noch mal um den ganzen Tag im Zimmer zu hocken, bin ich nicht hier. Einstweilen bin ich aber an diesen Ort gefesselt, da ich auf meine Steuernummer warten muss. Also werde ich hier noch ein bis zwei Wochen meine Zeit totschlagen und mir wenn es geht einen Job suchen. Wenn das nicht klappen sollte, geht es halt ins Landesinnere fruitpicking (Erntehelfer).
Und als kleine Zugabe noch: als ich hier an kam wurde an Busbahnhof doch tatsächlich ein Film gedreht. Also sieht man klein Arno vielleicht bald im Hintergrund eines großen australischen Blockbusters rumlaufen. Aber so lange meine Filmkarriere noch auf so wackligen Beinen steht, versuch ich es dann doch lieber als Autowäscher oder Eisverkäufer.
Bis dahin
Arno (arbeitsloser Schauspieler)