Willkommen in Bundaberg
Wer glaubt, dass bis hier hin alles nach Plan gelaufen ist... nix da. Wenn klein Arno die Welt bereist dann nach Plan Ü. Plan Überflüssig.
Womit fang ich an? Eigentlich wollten wir uns schon am Dienstag in den Bus nach Bundaberg setzten. Wir also gegen 10 Uhr (nach einer feucht fröhlichen ?letzten Nacht?) aus unserem Hostel ausgecheckt, zum Reisebüro geschlendert und von einer freundlich lächelenden Dame darauf hingewiesen, dass der einzige Bus nach Bundaberg um 10.30 abgefahren sei. Mit der Kienlade unten, einem aufsteigenden Schamgefühl und der Chipspackung der letzten Nacht in der Hand (Frühstück) buchten wir für den nächsten Tag um 9.30 Uhr den Greyhound-Bus. Zurück im Hostel verkrochen wir uns den ganzen Tag im Zimmer und hatten eigentlich auch keine rechte Lust mehr rauszugehen, aber wenn der Freedrink ruft haben wir seinem Ruf folge zu leisten. Und was soll ich sagen, es wurde die beste Nacht in Surfers Paradise. Stu, Neuseeländer der wohl nach Australien ausgewandert ist, hatte am Vormittag sein ?tax back? (zu Deutsch: Steuerrückzahlung). 2000 A$ (ich wäre ja schon über 1000A$ glücklich). Auf jeden Fall waren es am nächsten Morgen 500 A$ weniger. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen (Hallo Mama, Papa und der Rest der Verwandtschaft) aber an diesem Abend hat einfach alles gepasst. Es war einfach nur der Hammer.
Der nächste Morgen nach einer weiteren feucht fröhliche letzte Nacht glich dem vorangegangen Morgen sehr, nur das wir diesmal den Bus kriegten und wir damit das Kapitel Surfers Paradise schließen konnten.
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Nach fast 9 Stunden Busfahrt kamen wir dann in Bundaberg an. Schock schwere Not. Wo sind wir denn hier gelandet? Um 19 Uhr haben die hier schon die Bordsteine hochgeklappt und es war wirklich kein Mensch mehr auf der Straße. Glücklicherweise fanden wir das einzige noch offene Hostel und uns blieb eine Übernachtung im Transitcenter oder auf der Straße erspart. Was folgte war der nächste Schock. Ein neun Bettzimmer (3 Dreifachbetten) voll belegt von Südkoreanern. Das ganze Hostel war eigentlich in der Hand von Südkoreanern und Japanern. Naja für eine Nacht war es durchaus okay, dennoch irgendwie beängstigend. Also erst mal Thiemo anrufen. Der lebt, wie wir feststellen mussten, seit fast 2 1/2 Monaten im Hostel auf der anderen Straßenseite. Sein Hostel hat sogar einen eigenen Biergarten mit angrenzendem Bottel Shop und weniger Minuten später saßen wir dann bei einem Bier alle zusammen.
Zwischen Bemerkung: Australien hat eigentlich ein sehr restriktives Verhältnis zum Alkohol, dennoch oder gerade deswegen ist dieser Bottel Shop eine Erwähnung wert. Es ist nämlich kein normaler Bottel Shop, sondern ein Drive-through Bottel Shop. Man kriegt seine Bestellung direkt an die Wagentür gebracht, ?ein Sixpack bitte und eins für den Fahrer?.
Am nächsten Morgen dann wieder raus aus dem City Center Hostel und ab auf die Suche nach einem neuen Hostel. Zum Thiemo wollte wir eigentlich nicht, denn wir wollte ja Englisch lernen und außerdem hatten wir am Abend die Empfehlung für ein anderes Hostel bekommen. Naja eigentlich, denn nachdem ich fast 2 Stunden im strömenden Regen (ja Fabian besitz keine Regenjacke, er passte also auf unsere Sachen auf) durch Bundaberg gelaufen bin (Regenhose und Gummistiefel hätten dabei die Regenjack hervorragenden ergänzt) und dieses Hostel nicht gefunden hatte, dafür aber aus einem anderen unter Androhung die Polizei zu rufen gefolgen bin, haben wir uns dann doch für das Federal Backpackers entschieden. Jetzt hocken also alle Sankt Augustiner Jungs zusammen in einem Zimmer im ach so großen Australien rum.
Am nächsten Tag (Freitags) ging es dann für Fabian und mich auch schon auf unsere erste Farm. Nach unzähligen Horrorgeschichte von den anderen Backpackern saßen wir zwei also um 5.30 Uhr fast schon verschüchtert und gespannt abwartend im VW Bus mit 10 anderen Backpackern auf den Weg zu einem Süßkartoffelacker auf Grimas Farm. 3 Stunden Kartoffel sammeln, 30 Minuten Pause, 3 Stunden sortieren, dann halbe Stunde Pause, wieder für 1 1/2 Stunden Kartoffel sammeln, um dann noch mal 1 1/2 Stunden zu sortieren. 12 Stunden nach dem Aufstehen, nach 15 Tonnen Kartoffel sammeln und verpacken und mit mir bis dahin unbekannten Muskeln, saßen wir wieder im Biergarten unseres Hostels. Mit 16,25 A$ pro Stunde, davon 29% Steuern (kriegt man ja aber am Ende wieder), hatten wir also knapp 120 A$ verdient. Das beste aber war, dass wir sowohl die Arbeit wie auch den Farmer als gar nicht so schlimm empfanden wie es uns von alle beschrieben wurde. Im Gegenteil ich fand es manchmal sogar richtig lustig und locker. Einmal hatte uns der Farmer sogar aufgefordert langsamer zu arbeiten, was bei alle, denn wir das erzählt haben, einen ungläubigen Gesichtsausdruck hervorrief. Wir Deutschen sind doch ein fleißiges Völkchen.
Jetzt 3 Tage später hab ich zwar noch immer Muskelkater, aber ich hoffe trotzdem das ich morgen wieder arbeiten kann, weil ansonsten Bundaberg doch recht langweilig ist. Oder wie der Reiseführer es beschreiben würde, ?Leute kommen aus zwei Gründen nach Bundaberg, um Bundaberg Rum zu trinken oder um zu arbeiten?.
Schönen Gruß
Arno (Farmer im Aufbautraining)